Film Film: Starke Frauen trumpfen in Venedig auf
VENEDIG/MZ. - "Potiche" heißt der Film, Hausmuttchen", und eben dies ist die Deneuve, eine Unternehmergattin, der die Affären ihres Mannes längst gleichgültig sind. Als er im Krankenhaus liegt, übernimmt sie die Firma und macht die Sache viel besser als geahnt.
Dabei bekommt sie es auch mit dem kommunistischen Bürgermeister des Ortes (Depardieu) zu tun, mit dem sie einst eine Beziehung hatte. Ein Hauch von "Don Camillo und Peppone" durchzieht diesen lustig-nostalgischen Geschlechterkampf, in den auch der zurückgekehrte Gatte, dessen Sekretärin / Geliebte und die beiden Kinder bald eingreifen. Das ist albern, aber auch auf subtile Weise klug und nicht zuletzt auch ein hintersinniger Kommentar zur Gegenwart: Indem Ozon von 1977 / 78 erzählt, schildert er die Geburtsstunde des Neoliberalismus, beschwört nostalgisch die "gute alte Zeit" vor Aids, Islamismus und Investmentbankern und macht doch zugleich deren Schattenseiten sichtbar.
Auch in anderen Venedig-Filmen des Wochenendes hieß das heimliche Thema: Matriarchat. Das gilt für den chinesischen Kampfkunstfilm "Detective Dee" von Tsui Hark um Chinas einzige Kaiserin (Carina Lau), der nicht nur grandioses Spektakelkino bietet, das ganz nach dem Geschmack von Jury-Präsident Quentin Tarantino sein dürfte, sondern auch eine clevere Parabel auf Macht und Moral.
Noch mehr gilt es für den neuen Spielfilm der jungen US-Amerikanerin Kelly Reichardt: "Meek's Cutoff" ist ein ruhiger Western, der von einer Siedlergruppe erzählt. US-Star Michelle Williams spielt die Hauptrolle. Sie ist es, die mehr und mehr das Kommando der Gruppe übernimmt - eine starke Frau in der harten Männerwelt.