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Film-Bösewicht Christopher Walken wird 65

Von Nada Weigelt 28.03.2008, 10:54

New York/Los Angeles/dpa. - Christopher Walkens Spezialität sind Bösewichte, durchgeknallte Typen und gestrauchelte Charaktere. So spielte er 2003 in Steven Spielbergs nostalgischer Gaunerkomödie «Catch Me If You Can» hinreißend den Vater des Hochstaplers Frank Abagnale.

Für seine Darstellung des seelisch ruinierten Vietnam-Soldaten Nick in Michael Ciminos Kriegs-Epos «The Deer Hunter» (deutscher Filmtitel: «Die durch die Hölle gehen») erhielt er 1979 den Oscar als bester Nebendarsteller.

Und dennoch ist Walken, der am 31. März 65 Jahre alt wird, eher ein Star der zweiten Reihe geblieben: Ruhig, unaufgeregt, bescheiden - aber immer ein Workaholic. Rund hundert Filme hat er inzwischen gedreht und in etwa gleich vielen Theaterstücken mitgespielt. «Es gibt nichts Frustrierenderes als Jobpausen», sagt er, und schiebt seine Arbeitsmoral auf seine deutschen Wurzeln. Sein Vater Paul, ein Bäcker aus Essen, war in den 1920er Jahren in die USA ausgewandert und betrieb im New Yorker Stadtteil Queens mit deutscher Gründlichkeit einen Bäckerladen. Schuften von früh bis spät.

Mutter Rosali freilich hatte mit ihren drei Jungen Höheres im Sinn. Sie schickte Ronald (wie Christopher damals noch hieß), Ken und Glenn früh in die Tanzschule und suchte ihnen Kinder-Jobs bei TV und Theater. Nach einem Auftritt in dem 50er-Jahre-Knüller «The Colgate-Comedy-Hour» mit Dean Martin und Jerry Lewis stand für Walken fest, dass die Schauspielerei sein Leben war.

Fast zehn Jahre arbeitete der Selfmademan erfolgreich am Theater. 1971 gab er sein Filmdebüt mit einer kleinen Rolle an der Seite von Sean Connery in Sidney Lumets Thriller «The Anderson Tapes». Aufmerksamkeit fand dann bereits seine Darstellung des selbstmordgefährdeten Bruders von Diane Keaton in Woody Allens «Stadtneurotiker», bis der Oscar für «The Deer Hunter» den Welterfolg brachte.

Doch es ging nicht bruchlos weiter. Zwar folgten Hits wie «King of New York» (1990), «Batman Returns» (1992), «Pulp Fiction» (1994) und «Last Man Standing» (1995). Aber es gab auch Flops und Verrisse wie «Liebe mit Risiko - Gigli» (2003) und «Kangaroo Jack» (2003). «Ich habe viele Filme gedreht, die niemand sehen will. Ich habe Filme gedreht, die ich noch nicht mal selbst gesehen habe», sagt Walken. «Warum nicht? Was soll ich sonst den lieben langen Tag tun? Ich verbringe Zeit mit Kollegen und habe Spaß.»

Spaß muss ihm die Arbeit machen, sonst könnte er nicht so gut sein. Mit seinem Poker-Face, der langsamen, abgehackten Sprechweise und dem manchmal fast irren Blick hat er bei seinen Fans Kultstatus - kaum ein anderer US-Schauspieler wird so oft nachgemacht und porträtiert wie er. Aber immer verraten seine Augen (eines ist blau, das andere braun) ganz schnell auch Schalk und Humor. In der TV-Satire «Saturday Night Live» ist er ein beliebter Moderator.

Vom Hollywood-Trubel hat sich der gebürtige New Yorker zeitlebens ferngehalten. Seit fast 40 Jahren ist er mit seiner Frau Georgianne, einer erfolgreichen Casting-Direktorin, verheiratet. Sie lebt in New York, er meist auf dem Land in Connecticut. «Dort sehe ich außer den Müllmännern niemanden.» Ende 2006 sorgte eine Internetseite für Aufsehen, in der Walken seine Kandidatur zur US-Präsidentschaft angekündigte (www.walken2008.com). «Unser großes Land ist in einer schrecklichen Abwärtsspirale», erklärte er. «Es ist Zeit, Amerika wieder auf Spur zu bringen.» Die Seite stellte sich als Fälschung heraus, vielen Fans aber gefiel die Idee.