Film Film: Blutige Blockbuster und nackte Haut

Los Angeles/dpa. - Verhoeven wird sich selbst wohl keiner Zensur unterwerfen. Gegendie Bestimmungen von Filmkommissionen und gegen die Gesetze des gutenGeschmacks hat der 1938 im niederländischen Den Haag geboreneHistoriker-Sohn schon immer gerne verstoßen. Nach dem Physikstudiumund der Promotion über Einsteins Relativitätstheorie drehte er 1971seinen ersten Spielfilm, eine aufmüpfige Sex-Komödie im Hurenmilieu.Zwei Jahre später erregten sich die Gemüter an dem freizügigenStreifen «Türkische Früchte», der überraschend als besterausländischer Film für einen Oscar nominiert wurde.
Seine Heimat wurde dem sexuellen Provokateur schnell zu eng. «ZuHause musste ich mich permanent erniedrigen, vor Kommissionengeradezu auf den Knien rutschen», sagte er nach seinem Umzug nachHollywood in den 80er Jahren. Sein erster Film in den USA trug denbezeichnenden Titel «Flesh and Blood» (1985). Mit Blut, Fleisch undbrutalen Gewaltszenen machte Verhoeven flott Karriere. Nach «Robocop»drehte er 1990 mit Arnold Schwarzenegger «Total Recall» undkatapultierte sich mit dem Science-Fiction-Blockbuster auf die Listeder zehn mächtigsten Hollywoodregisseure.
Riesige Schlagzeilen, lautstarke Proteste von Frauengruppen undausverkaufte Kinos verschaffte sich Verhoeven 1991 mit dem Thriller«Basic Instinct». Mit der tabubrechende Szene, in der Sharon Stonebeim Polizeiverhör die schlüpferlosen Beine spreizt, schrieb erFilmgeschichte. «Der Porno hält Einzug in den großen Hollywood-Film», schrieb der «Spiegel» damals.
Mit «Showgirls» zeigte Verhoeven 1995 erneut viel nackte Haut,verdarb aber Kritikern und Kinogängern gleichermaßen den Appetit. DerFilm, den das Fachblatt «Variety» zu den «schlimmsten Abstürzen derKinogeschichte» zählte, erwies sich als finanzieller Flop. Auch mitdem Science-Fiction-Streifen «Starship Troopers» handelte sich derFilmemacher strafende Worte ein, von «sadistisches Vergnügen» bisFaschismus-Verherrlichung.
Mit «Hollow Man» («Unsichtbare Gefahr»), einem Thriller über einengefährlichen Wissenschaftler, der sich unsichtbar macht, kamVerhoeven vor drei Jahren zuletzt in die Kinos. «Variety» zufolge hatder Regisseur jetzt wieder Blut geleckt. Er ist als Topkandidat fürdie Verfilmung des Thrillers «Solace» im Gespräch. Einhellseherischer Detektiv soll einen Killer aufspüren, der dieEinwohner von New York terrorisiert. Blut und Gewalt - einLeckerbissen für den Regisseur.