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Ferropolis Ferropolis: Bombastisches Spektakel in der eisernen Stadt

Von ULF ROSTALSKY 03.08.2009, 17:06

GRÄFENHAINICHEN/MZ. - Die Stadt aus Eisen vor den Toren Gräfenhainichens erlebte am Sonntag eine weitere Sternstunde, als mehr als 20 000 Besucher zum Konzert der US-Band kamen. Es war das zweite und letzte Mal, dass sich Linkin Park in diesem Jahr auf großer Bühne in Deutschland die Ehre gaben.

Heroen in den Schatten

Die Band um den charismatischen Leadsänger Chester Bennington ist ganz oben - und lässt sich dementsprechend vollmundig als "Heroen des Modern Pop" ankündigen. Andere Stimmen gehen kritischer mit Linkin Park ins Gericht. Immer mehr dem Mainstream angepasst und durch den etwa bei "Shadow of the Day" durchscheinenden Flirt mit dem Pop ein Fall für pubertierende Weiblichkeit, heißt es da. Aber genau diese Spannung gab dem Konzert in den Schatten der Metall-Monster seine Note.

Linkin Park waren in Ferropolis am Ende eine Sache für die ganze Familie. Gestandene Familienväter mit dem Nachwuchs an der Hand. Kreischende Teenies sowie text- und bewegungssichere Dauerkonzertbesucher. "There is no Escape", sang Chester Bennington. Selbstzweifel sind das tragende Element der Songs der US-Band. "I'll never leave this Place." Was "Given up" zum Leben verhilft, galt am Sonntag als ausgemachte Sache. Niemand wollte entkommen, den Platz verlassen. Festhalten und mehr bekommen von den Rockern, die wunderbar brachial daherkommen und andererseits zartfühlend sind: Das stand auf dem Plan. Die Anspannung vor den ersten Akkorden der Gipfelstürmer aus den Staaten war spürbar.

Im Vorprogramm hatten sich neben "Funeral for a Friend" auch "Coheed & Cambria" mächtig ins Zeug gelegt und mit ihrer zum Teil düsteren Musik den Boden bestens bereitet für das, was kommen sollte. Frontmann Sanchez brachte es regelmäßig zu Gehör: Linkin Park und immer wieder Linkin Park. Dass der New Yorker der Band dafür dankte, beim Konzert dabei sein zu dürfen, war da fast Nebensache. Denn im Hintergrund kündigte sich Großes an.

"Ein wunderbarer Platz"

Die Bühne - 50 Meter breit, 18 Meter tief und 20 Meter hoch - war bereit für die Heroen. "Minutes to Midnight" heißt die aktuelle CD, deren Titel waren das Maß der Dinge. "What I've done", schrie Bennington ins Mikro, die Menge vor ihm kreischte zurück. Linkin Park scheinen alles richtig zu machen - auch unter Baggern. Mit einem Makel vielleicht. Große Worte für die Fans fanden sie nicht. Ein beinahe zaghaft hingeworfenes "was für ein wunderbarer Platz" war fast schon alles, was es an direkter Zuwendung gab. Doch große Worte erwartete wohl niemand - eher die spektakuläre Show mit Bombast-Rock, Rap-Einlagen von Mike Shinoda, mit Gitarrenriffs und Beats, Neuem und vor allem auch Vertrautem.

"Bleed it out", "In the End", dazu die aktuelle Single "New Divine". Nichts ist zu viel gewesen nach zwei Stunden, dem einen oder anderen war es immer noch nicht genug. Aber Schluss ist Schluss. Winken, Hallo und Feierabend.