Fernsehen Fernsehen: Zuschauer haben kaum Probleme mit blutrünstigem Krimi

Bremen/dpa. - Die am Sonntagabend ausgestrahlte Bremer ARD-«Tatort»- Folge «Abschaum» hat eine Welle von Zuschauerreaktionen ausgelöst. Rund 600 - überwiegend positive - Beiträge zu den Themen Satanismus und Kindesmissbrauch seien auf einem speziellen Internet-Forum von Radio Bremen eingegangen, berichtete der Sender. Auch die Hotline werde häufig angerufen. Mit 7,96 Millionen Zuschauern überrundete der «Tatort» die Konkurrenz mit den Filmen «Der Vater meines Sohnes» (ZDF), «American Pie II» (RTL) und «Mission Impossible» (ProSieben).
Der Tod eines 12-jährigen Mädchens nach sexuellem Missbrauch und Tablettenkonsum hatte die Ermittlungen der «Tatort»-Fahnder zu satanistischen Kreisen geführt. Was bei den Zuschauern meist gut ankam, fand jedoch bei anderen TV-Krimi-Darstellern wenig Gnade. «Auf diesem Sendeplatz hat so blutrünstiges Zeug allgemein nichts zu suchen», schimpfte in der «Bild»-Zeitung Jan Josef Liefers, der in der «Tatort»-Reihe den Münsteraner Gerichtsmediziner Boerne spielt. «14 Tote sind wirklich ein bisschen viel. Das ist grauslich und nicht notwendig», kommentierte Jaecki Schwarz alias Hauptkommissar Schmücke im «Polizeiruf 110» (ARD) die Todesbilanz in «Abschaum».
Bei manchen Einträgen auf dem Internet-Forum bei Radio Bremen gab es zum einen deutliche Kritik an dem Film-Massaker in der Schlussszene. «Das war krass und wirklich nicht mehr feierlich», so ein Zuschauer aus München. Zum anderen fand die Darstellung der brisanten Themen Satanismus und Kindesmissbrauch überwältigende Zustimmung: «Dies war der erste "Tatort" in meinem Leben, bei dem ich geheult habe. Vor Glück, dass er gezeigt wurde», schrieb «eine Überlebende» aus Hamburg. Ähnlich positiv fielen zwei Drittel der Einträge aus.
Unterdessen glühten auch am Montag noch die Drähte der Telefon- Hotline heiß, die Radio Bremen mit Experten beim Hamburger Innensenator eingerichtet hatte. Dort gaben ein Anwalt, eine Betroffene sowie ein Sozialpädagoge und eine Therapeutin ununterbrochen Auskünfte. «Wir konnten Sorgen von Betroffenen auffangen, anonyme Fälle bearbeiten und sogar bei einem Vermisstenfall helfen», berichtete die Hamburgische Sektenbeauftragte Ursula Caberta.
«Wir haben nicht nur einen spannenden Krimi produziert, sondern auch ein gesellschaftlich wichtiges Thema angesprochen», sagte der stellvertretende Programmdirektor von Radio Bremen, Hans Dieter Heimendahl.