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Fernsehen Fernsehen: Schmutziges Kapitel DDR-Geschichte

Von Jakob Lemke 26.10.2009, 21:59
Die Schauspieler Vinzenz Kiefer (alias Kurt Meinel), Nadja Bobyleva (Lydia Burska) und Henry Hübchen (Oberleutnant Burski, v.l.) während der Dreharbeiten zum ARD Fernsehfilm «Uranberg» bei Kladno in der Nähe von Prag. (FOTO: DPA)
Die Schauspieler Vinzenz Kiefer (alias Kurt Meinel), Nadja Bobyleva (Lydia Burska) und Henry Hübchen (Oberleutnant Burski, v.l.) während der Dreharbeiten zum ARD Fernsehfilm «Uranberg» bei Kladno in der Nähe von Prag. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Prag/dpa. - Dreckig, feucht und dunkel ist es in den Schächtendes Uranbergwerkes, das die ARD für ein Historiendrama in Tschechiennachgestellt hat. Ein schmutziges Kapitel DDR-Geschichte soll soanschaulich gemacht werden: Im Anschluss an den Zweiten Weltkriegstillte die Sowjetunion den Großteil ihres Uranbedarfs für Atombombendurch Vorkommen in Sachsen und Thüringen. Das Wettrüsten zwischen Ostund West zu Zeiten des Kalten Krieges liefert den Hintergrund für dasTV-Drama mit dem Arbeitstitel «Uranberg».

Im tschechischen Kladno hat Produzent und Autor Hans-Werner Honertein ehemaliges Kohlewerk gefunden, das als Industriemuseum heute nochso aussieht wie die Urangruben der berüchtigten AktiengesellschaftWismut vor 60 Jahren. Dutzende Komparsen stehen in ihren schmutzigenArbeitsmonturen bereit, in den Schacht einzufahren. Just dabeschreibt das Drehbuch einen dramatischen Unfall: Untertage brichtWasser ein, der russische Oberst Burski (Henry Hübchen) muss sichentscheiden, seine verschüttete Tochter zu retten oder dasradioaktive Material weiter abzubauen - wie von Moskau gefordert.

«Wir wollen zeigen, warum die Leute wie entscheiden», sagt Honert.«Es geht uns nicht darum, Klischees zu bedienen; es ist ein Versuch,ehrlich mit der Geschichte umzugehen.» Honert, der sich auch als«Tatort»-Regisseur einen Namen gemacht hat, konnte für sein Projektneben Hübchen die Jungstars Nadja Bobyleva und Vinzenz Kiefer fürweitere Hauptrollen gewinnen.

Bobyleva spielt die verschüttete Tochter von Oberst Burski(Hübchen). Bobyleva ist 1983 in Moskau geboren, heute lebt die 26-Jährige in Berlin, von dem Uranabbau durch die Wismut-Gesellschafthatte sie vor dem Film noch nie gehört. «Viel gelesen habe ich, alteFilme angeschaut, sogar russische Kriegslieder rausgesucht»,beschreibt Bobyleva ihre Vorbereitungen auf die Rolle. Kiefer spieltden Deutschen Kurt Meinel, der sich im Film in die junge Russinverliebt.

«Es dreht sich um Menschen in Extremsituationen», sagt Hübchen undlobt «die spannenden, widersprüchlichen Figuren», die Honertentwickelt hat. «So einfach wie diesmal haben wir die Schauspielersonst nie gekriegt», sagt der Produzent; das Drehbuch sowie RegisseurDror Zahavi («Alles für meinen Vater») hätten die Akteure auf Anhiebüberzeugen können.

Bei den gerade laufenden Dreharbeiten in Tschechien undDeutschland herrscht ein Wettlauf gegen die Zeit. Mehrere Darstellerwaren nach einem Kälteinbruch erkrankt, jetzt müssen in den knappen28 Drehtagen Szenen nachgedreht und Pläne umgestellt werden.Konzentriert arbeitet das Team daran, das Budget von 2,7 MillionenEuro dennoch nicht zu überschreiten. Honert will «die Geschichte, diebis dato noch nicht erzählt wurde», unbedingt ordentlich verfilmtsehen, die Vorlage stammt mit der unveröffentlichten Erzählung«Uranzeit» von seinem alten Freund Thomas Schulz.

MDR, WDR und Arte beteiligen sich an der Produktion unter Leitungder Saxonia Media. Voraussichtlich Anfang 2011 soll der «Uranberg»bei Arte und ARD ausgestrahlt werden. Die internationale Vermarktungübernimmt Telepool aus München.