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Fernsehen Fernsehen: Ost-Talenteschmiede «Herzklopfen kostenlos» wird 50

Von Andreas Hummel 18.06.2008, 07:13
Der ostdeutsche Fernsehliebling und Unterhaltungsstar Heinz Quermann (Archivbild vom 28.11.1991) verstarb am 14. Oktober 2003 in Berlin im Alter von 82 Jahren. «Heinz, der Quermann», wie er sich nannte, wurde vor allem durch seine Fernsehsendungen «Herzklopfen kostenlos» oder «Zwischen Frühstück und Gänsebraten» bekannt. (Foto: dpa)
Der ostdeutsche Fernsehliebling und Unterhaltungsstar Heinz Quermann (Archivbild vom 28.11.1991) verstarb am 14. Oktober 2003 in Berlin im Alter von 82 Jahren. «Heinz, der Quermann», wie er sich nannte, wurde vor allem durch seine Fernsehsendungen «Herzklopfen kostenlos» oder «Zwischen Frühstück und Gänsebraten» bekannt. (Foto: dpa) dpa

Neustadt/Orla/dpa. - Rund 1200 Künstler standenseitdem im Wettbewerb und für viele war er die Eintrittskarte zueiner erfolgreichen Laufbahn als Sänger, Musiker oderUnterhaltungskünstler. Entdeckt wurden Stars wie Frank Schöbel, ChrisDoerk, Nina Hagen und Monika Herz. Das 50. Jubiläum wird an diesemSonntag (22. Juni) mit einer Gala in Neustadt an der Orla gefeiert.

Quermann (1921-2003) begab sich 1958 erstmals mit «Herzklopfenkostenlos» auf die Suche nach jungen Talenten und bot ihnen damit einKarriere-Sprungbrett. Die Show lief viele Jahre erfolgreich im DDR-Fernsehen. Inzwischen ist sie in die Jahre gekommen. WährendPrivatsender mit ähnlichen Sendungen punkten, ist «Herzklopfenkostenlos» seit langem nicht mehr im Fernsehen zu sehen. Quermann,der als «Kulenkampff des Ostens» galt, moderierte die Show zumletzten Mal 1996 in Pößneck. Ein Jahr später trat der Volksmusik-Moderator Achim Mentzel («Achims Hitparade») die Nachfolge an.

Inzwischen hat die Talente-Show im thüringischen Neustadt eineHeimat gefunden und wird dort alljährlich zum Brunnenfestausgetragen. Jedes Mal bewerben sich etwa 150 mehr oder wenigerbegabte Nachwuchskünstler aus Deutschland, erzählt Musikproduzent undJury-Chef Andreas Dornheim. Das bisher jüngste Talent sei etwa fünf,der älteste Bewerber weit über 60 Jahre alt gewesen. Die Bewerbungenwerden von Experten gesichtet und bis zu 22 Kandidaten für die Showausgewählt. Gefragt sind nicht nur Sänger und Musiker, sondern auchTänzer, Akrobaten und Unterhaltungskünstler. Die Gewinner werden vonden Juroren gekürt, auch das Publikum darf einen Liebling bestimmen.

Doch die Macher der Show sehen das Konzept der Talentsuche durchProgramme wie «Deutschland sucht den Superstar» (RTL) zunehmend inVerruf gebracht. Werde dort doch der Anschein erweckt, unbegabteKandidaten vorzuführen und auf ihre Kosten Quote zu machen. Dagegenwürden bei «Herzklopfen kostenlos» von allen Bewerbern nur die bestenauf die Bühne geschickt, versichert Moderator Mentzel. Alle anderenwerden gar nicht erst zur Show eingeladen. «Damit ersparen wir vielenBewerbern mit wenig Talent eine Blamage vor tausenden Zuschauern.»

Die Gewinner erhalten laut Dornheim neben einem Geldpreis voneinigen hundert Euro Unterstützung für die weitere Show-Karriere.«Wir legen sehr viel Wert auf Professionalität, weil man nur so imGeschäft bestehen kann.» Eine der größten Entdeckungen in jüngererZeit sei die Volksmusik-Sängerin Katharina Herz gewesen, die 1996 denTalentwettbewerb für sich entschied. Doch «Herzklopfen kostenlos» seinicht auf Volksmusik beschränkt, betont Dornheim. Das Musik-Spektrumumfasse auch Schlager, Dixieland-Jazz, Reggae sowie Rock und Pop.

Zur Jubiläumsshow geben sich zahlreiche Ehemalige einStelldichein. Angekündigt haben sich beispielsweise Frank Schöbel,Eberhard Hertel, Inka Bause und das Artistik-Duo Dos Toledos. Dazuwerden bis zu 3000 Besucher in der Stadt an der Orla erwartet. Nochunentdeckte Talente müssen sich jedoch ein Jahr gedulden, denn wegendes Geburtstages wird der Wettbewerb erst wieder 2009 ausgetragen.

Trotz des Abstieges von der Fernseh- zur Bühnenshow ist kein Endevon «Herzklopfen kostenlos» in Sicht. Die Zahl der Bewerber steige,sagt Dornheim. Es trauten sich mehr Menschen an so einem Wettbewerbteilzunehmen. Zudem sei es einfacher geworden, selbst Ton- undVideoaufnahmen anzufertigen und für Wettbewerbe einzureichen. Auchder inzwischen 61 Jahre alte Achim Mentzel will noch einige Jahreweiter machen: «Ich zieh die Sache durch, bis die Organisatoren oderdie Leute in Neustadt an der Orla sagen: Jetzt haben wir genug vondem Dicken.»