Fernsehen im Jahr 2006 Fernsehen im Jahr 2006: Viele Sender erlebten Pleiten im Vorabendprogramm

Hamburg/dpa. - Die ARD erlebt die Misere fast jeden Tag im Vorabendprogramm, denn um 18.50 Uhr funktionierten sowohl «Das Geheimnis meines Vaters» als auch «Zwei Engel für Amor» nicht. Sat.1 legte mit seinen Telenovelas «Schmetterlinge im Bauch» und der neuen «Verliebt in Berlin»-Fassung Bauchlandungen hin. Das ZDF war nicht zufrieden mit der Resonanz auf die Tropeninstitutsserie «M.E.T.R.O.», mit dem Freitagskrimi «Stolberg» und der Serie «Die Spezialisten: Kripo Rhein-Main».
Das Fernsehen, das zunehmend gegen bunte Unterhaltung aus demInternet zu kämpfen hat, erfuhr dagegen vor allem für Klassiker wie «Wetten, dass...?» oder «Wer wird Millionär?» großen Zuspruch und fürdie Fußball-WM bis hin zu Sönke Wortmanns ARD-Film «Deutschland. EinSommermärchen». Aber vor allem sorgte das Medium in derÖffentlichkeit mit Vorgängen rund um sich selbst für Gesprächsstoff -allen voran die ARD.
Die Verlegung des Films «Wut» auf einen späteren Sendeterminservierte tagelang Diskussionsstoff für Politiker undProgrammverantwortliche. Die Talker Johannes B. Kerner (ZDF) undReinhold Beckmann (ARD) verärgerten ihre Brötchengeber mit ihrenWerbeaktivitäten. Die ARD überraschte mit der Vertragsverlängerungfür Sportkoordinator Hagen Boßdorf, der wegen seiner Rolle bei denhoch dotierten Verträgen mit Radprofi Jan Ullrich kritisiert wordenwar. Einen Monat später machten die ARD-Intendanten dasVertragsangebot rückgängig - sie gaben Boßdorf eine Mitverantwortungfür einen Fall von Schleichwerbung.
Als eine der Top-Personalien wurde der - teilweise - Wechsel vonRTL-Star Günther Jauch zur ARD diskutiert. Der 50-Jährige soll vomSeptember 2007 an statt Sabine Christiansen am Sonntagabend talken.Trotz aller Bekundungen von RTL, Jauch werde auch künftig für denKölner Privatsender sein gewohntes Programm bewältigen, scheinen nochnicht alle Fragen geklärt, zum Beispiel ob Jauch wirklich dieModeration von «Stern TV» bei dem Privatsender fortsetzt.
Ein Wechsel vollzog sich unter großem Blitzlichtgewitter undgroßer Medienresonanz im späten Sommer: Tom Buhrow folgte UlrichWickert als Anchorman der «Tagesthemen». Auch «Tagesschau»-Sprecherin Eva Herman zog wie ARD-Kollege Tom Buhrow eine enormeAufmerksamkeit auf sich, allerdings nicht dank der «Tagesschau», vonder sie sich zurückzog, sondern wegen ihres umstrittenen Buchs «DasEva-Prinzip».
Doch nicht nur die viel diskutierten Randerscheinungen des Mediumssorgten für Diskussionen. Es gab auch Inhalte, die den Zuschauerbewegten, wie die hohen Einschaltquoten für den ZDF-Zweiteiler«Dresden» oder das RTL-Drama «Die Sturmflut» belegen. Mit guterQualität überzeugten auch die Geschichten «Neger, Neger,Schornsteinfeger» (ZDF) und «Nicht alle waren Mörder» (ARD), die nachautobiografischen Vorlagen aus Kindheitserlebnissen während derNazizeit entstanden.
Abschied nehmen hieß es von einem der ganz Großen: DerNiederländer Rudi Carrell, der im Juli starb, prägte das deutscheFernsehen über Jahrzehnte mit seiner Fantasie und seinem Witz. AuchAnnemarie Wendl, seit Beginn der ARD-Serie «Lindenstraße» imEnsemble, die Schauspielerin Bruni Löbel, zuletzt im «ForsthausFalkenau» dabei, und der Regisseur Tom Toelle, der den Klassiker «DasMillionenspiel» inszenierte, starben 2006.