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Fernsehen Fernsehen: Herzzerreißend, tragisch und absurd

Von Marina Antonioni 08.12.2008, 10:16
Die Schauspielerin Bettina Redlich und ihr Kollege Johannes Herrschmann posieren während einer Pressekonferenz zum TV-Film «Liesl Karlstadt und Karl Valentin» im «Valentin-Musäum» in München. (FOTO: DPA)
Die Schauspielerin Bettina Redlich und ihr Kollege Johannes Herrschmann posieren während einer Pressekonferenz zum TV-Film «Liesl Karlstadt und Karl Valentin» im «Valentin-Musäum» in München. (FOTO: DPA) dpa

München/ddp. - Ein «herzzerreißendesLiebesdrama» habe sich aus diesen Briefen ergeben, betont Fette.Valentin, «der vermeintlich verschrobene Querkopf», der mit eineranderen Frau verheiratet war, habe darin «eine so tiefe undbesitzergreifende Liebe zu seiner Bühnenpartnerin dokumentiert, dieihm ein Leben ohne sie unmöglich machte», hebt der Nachlassverwalterhervor.

Die tragikomische Beziehung des berühmten Künstlerpaares wird inder TV-Biografie «Liesl Karlstadt und Karl Valentin» beschrieben, diedie ARD am Mittwochabend (10. Dezember, 20.15 Uhr) ausstrahlt. DerFilm zeigt mit Hannah Herzsprung, Bettina Redlich (beide LieslKarlstadt) und Johannes Herrschmann (Valentin) in den Hauptrolleneine noch wenig bekannte, sehr melancholische und auch dramatischeSeite aus dem Leben der beiden Komiker.

Inszeniert wurde der rund 90-minütige Streifen von Regisseur JoBaier, der schon 1982 einen Dokumentarfilm über Valentin gedrehthatte. Baier ist nach eigenen Worten seit seiner Jugend von demKünstler und dessen Komik, die «immer nah am Tragischen, ja amAbsurden war«, fasziniert. Des Wagnisses eines Spielfilms war sichder Regisseur wohl bewusst. Vor allem die Suche nach dem geeignetenHauptdarsteller gestaltete sich schwierig. Erst kurz vor Drehstartwar er mit Herrschmann gefunden.

Die Geschichte wird aus dem Blickwinkel von Karlstadt erzählt. DemRegisseur und der Drehbuchautorin Ruth Toma war es wichtig, derenBedeutung in dem Künstler-Duo herauszustellen. Karlstadt sei meistviel zu kurz gekommen. Keiner von beiden hätte aber ohne den anderendas erreicht, was sie erreicht haben, sind Baier und Toma überzeugt.

Der Film fasst knapp 40 Jahre aus dem Leben der Künstler zusammen.Angefangen bei den frühen Auftritten auf kleinen Bühnen, ihrer erstenBegegnung, als Karlstadt noch Elisabeth Wellano hieß, dem Beginnihrer Bühnenpartnerschaft und ihrer Liebesbeziehung. Dass dieseKarlstadt von Anfang an große Entbehrungen abverlangte, wird schnelldeutlich. So tut Valentin etwa Liesls Vorschlag zu einem ihrer erstenTreffen mit der trockenen Bemerkung ab, am nächsten Tag habe er keineZeit - da müsse er heiraten.

Valentins Ehefrau Gisela Royes (Gisela Schneeberger) ist zwareifersüchtig, arrangiert sich aber letztlich wie Karlstadt mit derSituation. Für den Komiker wird seine Bühnenpartnerin indesunentbehrlich. Sie lenkt ihn vor Auftritten von seinem starkenLampenfieber und seinem Asthma ab. Gemeinsam werden sie berühmt.Valentin habe Karlstadt eine neue Welt eröffnet, betontDrehbuchautorin Toma. «Aber sie musste einen hohen Preis dafürbezahlen, es hätte sie fast das Leben gekostet.»

Karlstadt gibt ihre Verlobung mit einem Chauffeur auf ValentinsDruck hin auf, erleidet schließlich einen Nervenzusammenbruch undbegeht sogar einen Selbstmordversuch. Die Künstler trennen sich undKarlstadt flüchtet sich im Zweiten Weltkrieg als Muliführerin bei denGebirgsjägern in die Berge. Als sie sich nach Kriegsendewiedertreffen, will Valentin das Erfolgsduo wieder aufleben lassen.An frühere Erfolge können sie aber nicht mehr anknüpfen.

Neben den glänzenden schauspielerischen Leistungen ist auch dieDarstellung des Wechselspiels von Bühnenszenen und Szenen aus demPrivatleben der beiden Künstler in dem Film äußerst gelungen. Sketcheder Künstler wie «Orchesterprobe» oder «Der Firmling» wurden im Filmbewusst nur in Ausschnitten nachgespielt, um dann wieder Verbindungenmit dem wirklichen Leben zu schaffen. Bei Filmaufnahmen der Szene«Beim Nervenarzt» etwa bricht Karlstadt, die den Mediziner spielte,im Film angesichts ihrer eigenen Probleme in Tränen aus.

Hannah Herzsprung spielt die Komikerin in jungen Jahren (bis 40)und kann dabei auch ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellen.Nach Karlstadts Selbstmordversuch ist Bettina Redlich in der Rolle zusehen. Es sei »eine Ehre«, dass sie »eine solche bayerische Ikone«habe spielen dürfen, betont Redlich. Durch diesen Film würden dieArbeiten von Karlstadt und Valentin womöglich »noch mal andersbetrachtet, als man sie bisher gesehen hat".