Fernsehen Fernsehen: «Heil Hitler, das Schwein ist tot!»

Hamburg/dpa. - Das ist der Lieblings-Naziwitz von Dokumentationsfilmer RudolphHerzog. Seine Pointe gibt auch der ARD-Dokumentation den Titel, die an diesem Mittwoch (23.15 Uhr) zu sehen ist. Zwei Jahre hat Herzogdaran gearbeitet, «eine harte Wanderung durch alle NS-Abgründe», abermit der Erkenntnis am Ende: «Mit dem Witz lässt sich am besten inKöpfe und Herzen von Menschen in einer Diktatur hineinleuchten.»
Nicht zufällig sei gleich nach dem Krieg eine der erstenPublikationen über das Nazi-Reich ein Buch über den Flüsterwitzgewesen, sagt der 33-Jährige: «So widerspruchslos, vom Dämon Hitlerwie betäubt, wie uns das noch die Vergangenheitsbewältigung der 50erJahre einzureden versuchte, haben die Menschen das Dritte Reich garnicht hingenommen.»
Im Witz machten sie sich Luft. Und riskierten zuweilen ihr Lebendafür. Herzog staunt, «wie offen viele diese Witze rissen.» Manchezahlten mit dem Leben dafür. Wie der katholische Pfarrer JosefMüller, der wegen eines Witzes als Volksverhetzer hingerichtet wurde.Allerdings: «Es wurde so etwas allerdings wohl auch oft als Vorwandgenommen, um sich politisch sowieso missliebiger Personen zuentledigen.»
Nicht immer teilt sich die Komik vieler Witze heute noch mit.Herzog griff zum Mittel fiktiver Szenen, um gleich auch den Zeitgeistzu vermitteln, und er befragte Zeitzeugen. Kabarettist DieterHildebrandt erinnert sich an sein großes Vorbild, den Pointen-Stotterer Werner Finck, der Wiener Fritz Muliar ausführlich an sichselbst, Fritz Petter, Sohn eines Schaustellers, an den Vater, derseinen Affen den Hitler-Gruß beigebracht hatte.
Der Film hat seinen ersten Lorbeer schon erhalten. In Belgien liefer mit starker Resonanz in einer Vorabaufführung. Auch die englischeRundfunkgesellschaft BBC, hat ihn gekauft und wird ihn insynchronisierter Fassung senden - mit dem Zusatz im Vorspann, dieDeutschen hätten ja Humor, damals wie heute.