Fernsehen Fernsehen: Das neue Gesicht bei «Stern TV»

Berlin/dapd. - Sein Nachfolger ist SteffenHallaschka, der zuvor unter anderem das Verbrauchermagazin «Markt»im NDR und die ARD-Sendung «Ratgeber Technik» moderiert hatte. Mitdem 39-Jährigen, der am Mittwoch (12. Januar, 22.15 Uhr) seineModerationspremiere bei «Stern TV» gibt, sprach dapd-KorrespondentinNathalie Waehlisch.
dapd: Welches Mitspracherecht hatte Günther Jauch bei seinerNachfolge?
Hallaschka: Ausgesucht wurde sein Nachfolger von derProduktionsfirma I&U in Absprache mit der dctp von Alexander Kluge.Insofern muss ich davon ausgehen, dass der Inhaber von I&U undnominelle Produzent der Sendung, und das ist Günther Jauch,natürlich ein Wort mitgeredet hat. Er war aber im Auswahlverfahrenauf ganz angenehme Art und Weise irgendwo hinter den Kulissen undhat die Bewerber nicht durch seine Anwesenheit großartig in Unruheversetzt.
dapd: Jauch hat bereits gesagt, er sei sicher, dass es Ihnenschnell gelingen werde, eigene Akzente zu setzen. Welche werden dassein?
Hallaschka: Das ist so auf dem Reißbrett ganz schwierig zu sagen.Ich bringe sicherlich eine große Erfahrung im Talk und einen extremgeschärften Blick für Verbraucherthemen mit. Und ich werde bestimmtin Jauchscher Tradition, aber in meiner eigenen Art, diesesAnforderungsprofil aus Ernsthaftigkeit, aber auch Selbstironie undUnterhaltung erfüllen. Das kenne ich auch so aus meinen bisherigenJobs. Und dann bringe ich natürlich mein eigenes Profil anInteressen und Schwerpunkten mit.
dapd: Welche sind das?
Hallaschka: Das ist neben einer Reihe von kulturellen Interessenzum Beispiel das Thema Internet und neue Medien.
dapd: Sehen Sie es als Vor- oder als Nachteil, dass vieleZuschauer Sie noch nicht kennen?
Hallaschka: Ich glaube, das ist ein absoluter Vorteil. Ich werdeja jetzt ganz häufig auf die großen Fußstapfen, den langen Schattenund das große Erbe angesprochen...
dapd: ... und haben Sie schon schlaflose Nächte?
Hallaschka: Nein, überhaupt nicht. Die beruhigende Antwort darauflautet: Es gibt niemanden, bei dem das nicht das gleiche Erbe unddie gleichen Fußstapfen wären. In einem Format Deutschlandsbeliebtestem Moderator nachzufolgen, diese Bürde wäre für allegleich. Ich denke sogar, wenn das jetzt ein prominenter Kollege ausder Champions League der Fernsehmoderatoren übernehmen würde, hätteder es bei den Zuschauern und bei der Kritik enorm schwer, weil derVergleich noch viel brutaler zuschlagen würde. Ich genieße geradedas große Erstaunen und glaube, dass ich deswegen die Chance habe,als Joker relativ unbelastet aufspielen zu können.
dapd: Wird es Änderungen an dem Format geben?
Hallaschka: Ich denke nicht, abgesehen von den Änderungen, diedie Sendung von Woche zu Woche durchmacht. Es ist ja als Wundertüteein Format, in dem prinzipiell alles möglich und denkbar ist.Darüber hinaus wären wir alle schlecht beraten, wenn wir jetzt dieKulisse blau streichen und statt Sessel Liegestühle reinrollenwürden. Für viele Zuschauer wird es ohnehin schon ungewohnt undüberraschend sein, dass da ein neues Gesicht rauskommt. Wenn dasFormat drumherum das gleiche unterhaltsame und verlässliche bleibt,und das wäre auch mein Wunsch, wäre es für alle erstmal das Beste.
dapd: Haben Sie Quotenvorgaben?
Hallaschka: Niemand ist gerade so wahnsinnig, da fixe Zahlen zufordern. Dennoch: Es ist eine banale Wahrheit, dass «Stern TV»weiterhin ein großes Publikum braucht. Das ist einfach derMechanismus beim privaten Fernsehen. Das andere ist dieser«Jauch-Faktor», den niemand vorherbestimmen kann. Es wird sicherlichBewegungen in den Zuschauermengen geben, es kann aber auch sein,dass ich neue Zuschauer mitbringe. Ich denke, dass wir da ganzentspannt mal nach ein paar Wochen oder Monaten auf die Entwicklungbei den Zahlen gucken. Wir haben uns ohnehin auf einen langenZeitraum der Zusammenarbeit geeinigt, und das gibt mir auch das guteGefühl, dass Zahlen nicht das alleinige Argument sein können.
dapd: Eines der Markenzeichen von «Stern TV war bisher, dassGünther Jauch Menschen mit besonderen Geschichten ihr Leben langbegleitet hat. Wollen Sie das fortsetzen?
Hallaschka: Mich würde das sehr freuen, weil ich finde, dass daseine der großen Stärken von »Stern TV« ist, Schicksals- oder auchErfolgsgeschichten über einen so langen Zeitraum zu begleiten. Daswird sicherlich ganz kurios, weil zu all diesen regelmäßigenBesuchen ja auch der Rückblick auf die vergangenen Sendungen gehört.Und das bedeutet für mich konkret, dass mich Günther Jauch auch aufdem Schirm noch eine Weile begleiten wird, weil wir dann auch dieSzenen aus den vorangegangenen Studiogesprächen zeigen werden. Ichglaube nicht, dass die Redaktion von diesem schönen BestandteilAbschied nehmen wird.
dapd: Gibt es für Sie einen Wunschgast?
Hallaschka: Ich würde mich sehr freuen, wenn wir die Kanzlerinmal wieder bei »Stern TV« begrüßen könnten. Die war vor vielenJahren schon einmal in der Sendung ? das könnte sie gerne erneuern.Frau Bundeskanzlerin, die Türen stehen Ihnen immer offen. Wirschmeißen für Ihren Besuch die Sendung auch gerne kurzfristig um.Auch so jemand wie Udo Lindenberg im Studio würde mich sehrinteressieren. Ich habe ihn in all den Jahren nie interviewt, er waraber in meiner Jugend einer der ganz großen Helden.
dapd: Ist für Sie auf lange Sicht auch ein Polittalk eineAmbition? Oder gar eine Sendung wie »Wetten, dass..?«
Hallaschka: Ich werde jetzt nicht im InterviewBewerbungsschreiben abgeben für noch weitere Sendungen. Das istwirklich momentan meine allergeringste Sorge, was nach »Stern TV«kommt. Günther Jauch hat jetzt erstmal 20 Jahre vorgelegt - dasnehme ich mir zum Ansporn, die zwei Jahrzehnte auch vollzumachen.Rückblickend ist es so, dass ich in meinem beruflichen Leben nieweiter als ein, zwei Jahre vorausplanen konnte. Ich glaube, das kannich zum derzeitigen Zeitpunkt sogar erstmals, und das finde ichschon sehr beglückend.