Fernsehen Fernsehen: Bohlen mit neuer Jury bei DSDS
HAMBURG/DPA. - Alexander Klaws, Elli Erl, Tobias Regner, MarkMedlock und Thomas Godoj - fünf Menschen, fünf Schicksale, die einesverbindet: Sie wurden seit dem Jahr 2002 nacheinander in fünfStaffeln die Sieger des bundesweiten RTL-Wettbewerbs «Deutschlandsucht den Superstar» (DSDS). Auch dieses Jahr sucht der KölnerPrivatsender wieder nach der besten Stimme. Aber nicht nur das: FürChefjuror Dieter Bohlen (54) ist es in dieser Staffel für dieKandidaten «ganz wichtig, Persönlichkeit zu haben». Bohlen: «Normalosmit tollen Stimmen haben keine Chance.» An diesem Mittwoch (20.15Uhr) zeigt RTL die wichtigsten Szenen der Castingrunde in Berlin.
Der Sender, der mit den Umsätzen aus der Werbung, durchkostenpflichtige Anrufe bei den Zuschauerabstimmungen und schließlichdurch Plattenverkäufe auf einen üppigen Umsatz hofft, meldete nachdem Castingaufruf seiner Show einen Rekordansturm: Mehr als 31 000mehr oder minder große Talente meldeten sich, um die Nachfolge desVorjahressiegers Thomas Godoj anzutreten. Dessen Bilanz ist seitseinem Finalsieg im Mai 2008 gar nicht so schlecht. Der Verkaufseines Albums «Plan A» wurde von der Plattenindustrie mit Platinbelohnt (mehr als 200 000 verkaufte Exemplare). Die Single «Love IsYou» erreichte Gold-Status (150 000 Stück). Medlock, Sieger 2007, hatinsgesamt schon mehr als eine Million Tonträger verkauft - dieseSumme hat Godoj noch nicht erreicht.
«Thomas Godoj hatte auch ein Jahr weniger Zeit als Medlock», sagtein Sprecher der Plattenfirma Sony BMG. Beide seien sehr erfolgreich,beide hätten viele Fanclubs, und bei Godoj sei zu bedenken, dass erseine Musik ohne den Branchenprimus Dieter Bohlen produziert habe.Der Sprecher räumt ein, dass die «physischen Verkäufe» nicht mehr dieHöhe wie beim ersten «Superstar» Alexanders Klaws erreichten, daviele Käufer zu Downloads neigten, wenngleich auch viele noch nicht18 Jahre seien und im Internet nichts erwerben dürften. Aber welcheMutter oder welcher Vater würden dann schon «Nein» sagen, wenn die15-jährige Tochter unbedingt «Plan A» von Godoj mit der Kreditkarteder Eltern herunterladen wollte?
Bei «DSDS» bleibt einiges beim alten, aber nicht alles: Nach demAufgalopp in 15 deutschen Städten stellten sich die Bewerber wieüblich der dreiköpfigen RTL-Jury, zu der neben Bohlen beim Start inBerlin noch Schauspieler und Musiker Max von Thun und ModeratorinNina Eichinger zählten. Doch als Bohlen und von Thun feststellten,dass die «Chemie nicht stimmte» (so RTL), rückte Musikmanager VolkerNeumüller ins Gremium nach. Neu sind auch die sogenannten «Recall»-Veranstaltungen nach den Auftaktcastings, in denen zunächst 150Kandidaten sich verschiedenen Aufgaben stellen müssen, bevor 15 übrigbleiben für die Live-Show «Jetzt oder nie» - dann beginnen mit denletzten zehn Teilnehmern die «Mottoshows», aus denen der Siegerhervorgeht.
Der Wettbewerb stand in Deutschland schon häufiger im Fokus derKritik. Während der fünften Staffel wurden Bohlens flapsigeKommentare über die Kandidaten von der Medienaufsicht gerügt.Beobachter bemängeln, dass RTL mit seinen «Superstars» nur«Eintagsfliegen» auf den Markt bringe, die nach kurzer Zeit wiederverschwänden. Doch national wie international ist der Traum von derschnellen Karriere erfolgreich, zumindest für den Engländer SimonFuller, der die Formatrechte besitzt und an jeder Ausstrahlung in denderzeit 37 Ländern finanziell beteiligt ist. Wenn das Format auchtypisch ist für den Medienmarkt von heute, das Prinzip ist uralt: Mitden Illusionen anderer lässt sich viel Geld verdienen.