Fatih Akins Bestseller-Verfilmung "Tschick" Fatih Akin verfilmt Wolfgang Herrndorfs Bestseller "Tschick"

Halle (Saale) - Der viel zu früh verstorbene Autor Wolfgang Herrndorf hat 2010 die deutsche Literaturlandschaft mit seinem Roman „Tschick“ ordentlich aufgemischt und wurde im Jahr darauf für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Diesen Preis erhielt der schwer von seiner Krankheit gezeichnete und nicht mehr reisefähige Autor 2012 für seinen Roman „Sand“.
Ursprünglich war Regisseur David Wnendt vorgesehen
„Tschick“ wurde in 24 Sprachen übersetzt, mit der Verfilmung des Buches war ursprünglich Regisseur David Wnendt („Kriegerin“) beauftragt worden, der für seinen radikalen und stringenten Stil bekannt ist. Mit der neuen Verpflichtung von Fatih Akin („Gegen die Wand“) ist ein leichter Weichspüleffekt zu bemerken. Die durchschimmernde Schwermütigkeit, die im Unterton des Buches mitschwingt, ist nicht mehr da. Das macht die Adaption des Buches für die Leinwand zu einer sorglosen unbeschwerten Teenagerkomödie, die man gern sieht, aber die gesellschaftliche Kritik, die im Roman anklingt, bewusst ausblendet.
In der Schule ist Maik ein Außenseiter
Es sind Sommerferien und der 14- jährige Maik Klingenberg (Tristan Göbel), der in einem schicken neu gebauten Einfamilienhaus mit Swimmingpool in Berlin-Hellersdorf wohnt, weiß nicht so recht, wie er die verbringen soll. Seine Mutter (Anja Schneider) ist in einer Entziehungsklinik und sein Vater (Uwe Bohm) verreist lieber mit der jungen Assistentin.
In der Schule ist Maik ein Außenseiter. Seit er aus seinem Aufsatz über seine alkoholkranke Mutter vorgelesen hat, heißt er bei allen nur noch„Psycho“. Zu der coolen Geburtstagsparty von Tatjana Cosic (Aniya Wedel), die von allen Jungs angehimmelt wird, ist der schmächtige Junge nicht eingeladen - ebensowenig wie Andrej Tschichatschow (Anand Batbileg).
Unterwegs im Lada Niva
Der wortkarge Russe, der der Einfachheit halber Tschick gerufen wird, taucht eines Tages mit einem klapprigen Niva vor Maiks Haus auf. Damit will er zu seinem Großvater in der Walachei fahren und lädt Maik ein, mitzukommen.
Der zögert anfangs, aber öde Ferien daheim will er auch nicht verleben. Somit beginnt eine schräge Fahrt durch den Osten des Landes, die über kleine Straßen und Feldwege führt, denn sich ohne Führerschein erwischen zu lassen, würde das jähe Ende des besten Sommers aller Zeiten bedeuten.
Ein gefälliger „Tschick“, der für alle Zielgruppen
Fatih Akin, der zusammen mit Lars Hubrich und Hark Bohm das Drehbuch schrieb, weicht gegen Ende stark von der Romanvorlage ab. Hier lässt man Tschick nach dem Unfall, den die beiden Jungen bauen, einfach verschwinden. Ebenso wird Maiks gewalttätiger Vater entschärft. Es ist ein gefälliger „Tschick“, der für alle Zielgruppen hingebogen wurde - aber ein sehr unterhaltsamer Film. Dafür sorgen schon die Darsteller, Tristan Göbel und Anand Batbileg spielen großartig und mit viel Hingabe. (mz)