Falco rockt die Donauinsel
Hamburg/dpa. - «Ich bin ein Grenzgänger, der immer wieder auch mit seinem Leben spielt»: So sah Falco sich selbst, so lebte er - und so starb er. Österreichs einziger Weltstar der Rockmusik verkörperte radikal das Motto der Rock'n'Roller, er lebte schnell und starb jung.
Der Wiener, der mit Hits wie «Rock Me Amadeus», «Kommissar» oder «Jeannie» weltweit begeisterte, war 40, als er bei einem Autounfall ums Leben kam. Für seine Fans aber lebt der exzentrische Musiker weiter. Am 6. Februar 2008 jährte sich zum zehnten Mal sein Todestag.
Der Mythos «Falco» ist ungebrochen und wird weiter genährt: Vor 15 Jahren trat der Österreicher vor 100 000 Zuschauern auf der Donauinsel auf. Jetzt ist die DVD «Donauinsel Live» als Jubiläums-Edition in überarbeiteter Form mit reichlich Bonus-Material erneut erschienen. Limitiert auch mit CD.
Seiner Zeit war Falco weit voraus und in seiner Vielseitigkeit unerreicht. Mit weißer Puderperücke und mitreißender Energie katapultierte er sich als rockender «Amadeus» 1985 in den internationalen Pophimmel. In der Textzeile «Er war zu exaltiert, genau das war sein Flair» schien er nicht nur von Mozart, sondern auch von sich selbst zu singen. Denn die österreichische Musikszene verfolgte den Aufstieg des ehrgeizigen Vorstadtbuben in den Pop- Himmel mit Misstrauen.
Geboren am 19. Februar 1957 als Johann Hölzel verließ der Sohn eines Maschinenbau-Unternehmers mit 17 sein Elternhaus, um sich ganz der Musik zu widmen. Er schloss sich nach Studienversuchen in Wien und einer Zeit als Straßenmusiker in Berlin dem sozialkritischen Wiener Rock-Kabarett Drahdiwaberl als Bassgitarrist und Sänger an und legte sich das Pseudonym Falco zu.
Seine erste Komposition für die Band, «Ganz Wien (...ist heut auf Kokain)» erhielt Spielverbot im Radio, die folgenden Titel «Psychoterror» und «McRonalds Massaker» (1981) machte die Wiener Anarcho-Truppe über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Sein erster Solo-Titel «Der Kommissar» machte Falco mitten auf der Höhe der Neuen Deutschen Welle 1982 fast über Nacht berühmt, wurde insgesamt 6,5 Millionen Mal verkauft und landete als erster deutschsprachiger Titel in den US-Charts. Dem kometenhaften Aufstieg des Wieners in die internationalen Charts folgte ein jäher Absturz. Nach dem Welterfolg mit «Amadeus» 1985 und den Nachfolge-Hits «Jeanny» und «Coming Home», nach 75 goldenen Schallplatten und der «Goldenen Europa» 1986 stürzten Drogen-Affären und familiäre Probleme den Star in eine tiefe Krise. Die Alben «Wiener Blut» (1988) und «Nachtflug» (1992) konnten an die früheren Erfolge nicht anschließen.
1996 zog der Musiker in die Dominikanische Republik, wo er sich eine luxuriöse Villa und ein Tonstudio einrichtete und an seinem Comeback arbeitete. Die Aufnahmen für das geplante Album «Out Of The Dark» waren zum Teil fertig gestellt, als er am 6. Februar 1998 bei einem Autounfall ums Leben kam - der Musiker hatte bei dem Unfall Alkohol und Kokain im Blut. Posthum wurde die Single «Out Of The Dark» zu einem großen Erfolg, die fast mysteriös vorahnend mit der Zeile endet «...muss ich denn sterben, um zu leben?».
Legendär war Falcos Auftritt 1993 auf der Wiener Donauinsel, bei dem der Österreicher noch einmal wie Phönix aus der Asche aus der Versenkung auferstand. Eingebrannt ins kollektive Falco-Gedächtnis hat sich dieses Konzert vor allem auch durch das Wetter-Ungemach, als ausgerechnet bei dem Song «Titanic» die Welt drohte unterzugehen. Starker Regen und ein heftiges Gewitter gaben dem ganzen Event einen hochdramatischen Anstrich, verwackelte Bilder unterstreichen die bedrohliche Untergangsstimmung. Und 100 000 Fans tanzten unverdrossen dazu.