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Europäischer Filmpreis Europäischer Filmpreis: Beklemmender Film über Abtreibung wird ausgezeichnet

02.12.2007, 14:19
Laura Vasiliu in einer Szene des Films «4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage» des rumänischen Regisseurs Cristian Mungiu (39). (Foto: dpa)
Laura Vasiliu in einer Szene des Films «4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage» des rumänischen Regisseurs Cristian Mungiu (39). (Foto: dpa) Concorde Filmverleih GmbH

Berlin/dpa. - Damit ging die Auszeichnung der europäischen Filmemacher zum ersten Mal nach Rumänien, was bei der Verleihung am Samstagabend in Berlin mit viel Beifall aufgenommen wurde. Mungiu wurde für den besten Film und auch als bester europäischer Regisseur ausgezeichnet.

Sein stiller und beklemmender Film setzte sich gegen starkeKonkurrenten wie «Die Queen», «Persepolis», «Der letzte König von Schottland» und «La Vie en Rose» durch. Der deutsch-türkischeRegisseur Fatih Akin erhielt den Drehbuchpreis der EuropäischenFilmakademie für seinen Migrationsfilm «Auf der anderen Seite».

Regisseur Mungiu, der sich in Berlin überglücklich zeigte, erzähltdie Geschichte zweier Freundinnen zu Zeiten des rumänischen DiktatorsCeausescus, die eine damals streng verbotene Abtreibung organisierenmüssen. Rumänien schickt den Film auch ins Rennen um den nächstenOscar 2008. Den Europäischen Filmpreis bekam Mungiu passenderweise amNationalfeiertag Rumäniens (1. Dezember).

Als beste Schauspielerin wurde die Britin Helen Mirrenausgezeichnet, die per Video grüßen ließ. Für ihre Rolle als KöniginElizabeth II. in «Die Queen» hatte Mirren bereits einen Oscarbekommen. Zum besten europäischen Schauspieler wurde der IsraeliSasson Gabai («The Band's Visit») gekürt. Die Bestsellerverfilmung«Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders» von Tom Tykwer bekamPreise für die beste Kamera (Frank Griebe) und für das besteProduktionsdesign (Uli Hanisch).

Regisseur Wim Wenders, Präsident der Europäischen Filmakademie,ehrte Jean-Luc Godard («Außer Atem») für sein Lebenswerk. Der 76-jährige Franzose hatte seine Teilnahme an der Gala abgesagt, wasWenders sichtlich enttäuschte. Kameramann Michael Ballhaus erhielteinen Preis für seinen Beitrag zum Weltkino. Für ihn sei das dieschönste Art, ihn nach der Rückkehr aus Amerika in Deutschlandwillkommen zu heißen, sagte der 72-Jährige, zu dessen WerkenFassbinder-Filme ebenso zählten wie große Hollywood-Produktionen.

Zum Jubiläum ehrte die Filmakademie, die Stars wie Liv Ullmann undJeanne Moreau auf die Bühne holte, zudem den Altmeister desportugiesischen Kinos, Manoel de Oliveira (98), den Wenders als den«ältesten Regisseur im Universum» bezeichnete.

Fatih Akin war auch in den Kategorien bester Film und bei derRegie im Rennen, zeigte sich aber nicht enttäuscht, dass es bei einerTrophäe blieb. «Ich respektiere das und freue mich darüber», sagteder 34- Jährige über den Drehbuchpreis. Mit Blick auf dieJubiläumsausgabe des Filmpreises meinte er: «Ich bin ein Kind deseuropäischen Kinos.» Mit seinem Drama «Gegen die Wand» hatte Akin2004 den Europäischen Filmpreis gewonnen. Mit «Auf der anderen Seite»tritt er für eine Oscar-Nominierung an.