Entdeckungen aus New York beim Moers Festival
Moers/dpa. - «Ich bin immer wieder hingeflogen und hatte das Gefühl, dass da viele neue Formen der improvisierten Musik entstehen», sagte Festivalleiter Reiner Michalke, der sechsmal zu Entdeckungstouren durch die Clubs im «Big Apple» war, und begeistert feststellte: «Die legen richtig los.» Allein acht der 22 Konzerte an den vier Festivaltagen von Freitag bis Pfingstmontag werden von US- Künstlern bestritten. Neben bekannten US-Musikern wie Wayne Horwitz oder George Lewis wird auch das «junge New York» vertreten sein.
Dazu gehört das Quartett «Mostly Other People Do the Killing». Die vier Musiker um den Bassisten Moppa Elliott und Peter Evans kennen sich in der Jazz-Geschichte exzellent aus, transformieren sie aber ins 21. Jahrhundert. Eine physische und intellektuelle Herausforderung dürfte das Trio «Zs» aus New York werden. Sam Hillmer, Ben Greenberg und Ian Antonio verdichten den Klang zu einem Musik-Kraftwerk. Kraft und Energie kennzeichnen auch den Sound von Elephant9 aus Norwegen. «Beide Bands machen unheimlich Druck von der Bühne», erwartet Michalke einen starken Festivalauftakt.
Das Eröffnungskonzert am Freitag (17.00 Uhr) bestritt Simon Rummel, der als «Improviser in Residence» ein Jahr in Moers arbeiten soll. Von den Färöer-Inseln kommt Eivor Palsdottir, die in ihrer Muttersprache singt und sich im Grenzbereich von Folk und Pop bewegt. Aus Brasilien wird das SpokFrevo Orquestra erwartet, das traditionelle Frevo-Musik mit modernen Big-Band-Sound vereint. Die Festival-Ouvertüre birgt in ihrer Vielfalt, was Michalke für alle Tage verspricht: «Rau, schnell und bunt soll es werden.»
Gleich drei US-Bands standen am Samstag auf dem Programm. Dabei kommt es zum Wiedersehen mit drei Musikern, die das Moers Festival mitgeprägt haben: Muhal Richard Abrams, Roscoe Mitchell und George Lewis, der zwischen 1977 und 1996 allein achtmal am Niederrhein gastiert hat. «The Trio» ist die älteste Formation unter vielen «jungen Wilden», die sich im Grenzbereich von Jazz und Pop ausprobieren. Zu den Arrivierten der New Yorker Szene zählt auch Wayne Horvitz, der mit der Jazz-Funk-Band «Zony Mash» das Festivalzelt zum Beben bringen will. Die Wahl-Berlinerin und Saxofonistin Wanja Slavin kommt mit ihrem Sextett und ist eine der wenigen deutschen Vertreter in Moers.
Internationale Vielfalt ist am Pfingstsonntag trumpf. Sie reicht von den niederländischen Improvisatoren von «The Black Napkins» über den Soloauftritt des amerikanischen Bass-Saxofonisten Colin Stetson, die Bigband des Argentiniers Guillermo Klein, den türkischen Gitarristen Timucin Sahin mit seinem Quartett bis zu der aus Mali stammenden Rokia Traoré, die für die Weltmusik von morgen steht. Der letzte Festivaltag bewegt sich zwischen dem wilden Punk der japanischen Girlgroup Nisennenmondai und den in ihrer südkoreanischen Heimat verwurzelten Improvisationen von sOo-Jung Kae.