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Elvis Costello mag's diesmal bunt und "lebendig"

04.11.2020, 05:00
Elvis Costello hat Lust auf Experimente. Foto: Ian West/PA Wire/dpa
Elvis Costello hat Lust auf Experimente. Foto: Ian West/PA Wire/dpa PA Wire

Berlin - In Helsinki, Paris und New York aufgenommen, in Los Angeles gemischt: Die Entstehungsgeschichte von Elvis Costellos neuem Album „Hey Clockface” ist ziemlich bewegt.

Auch die Besetzung mit Klavier, Trompete, Klarinette, Kontrabassklarinette und Cello auf einigen Songs klingt spannend, anderswo wird der Sound allerdings sperrig elektronisch.

Und so unberechenbar ist diese Platte dann insgesamt: nicht homogen dem Wohlklang verpflichtet wie zuletzt noch „Look Now” (2018) - dafür bunter, experimenteller, mit Ausflügen Richtung Jazz, Funk oder Spoken-Word. Sogar eine gewisse Punk-Wut ist beim früheren New-Wave-Pionier Costello noch zu spüren („No Flag”), während sich der 66-Jährige in famosen Balladen ganz auf den gereiften Schmelz seiner einst durchaus polarisierenden Stimme verlassen kann.

In Piano-Stücken wie „The Whirlwind” oder „The Last Confession Of Vivian Whip” ist die Verbindung zum Grammy-dekorierten Vorgängeralbum noch spürbar, obwohl Costello diesmal nicht mit Easy-Listening-Ikone Burt Bacharach zusammengearbeitet hat. Stattdessen wurden die New Yorker Sessions vom Arrangeur und Trompeter Michael Leonhart zusammen mit den Gitarristen Bill Frisell und Nels Cline (Wilco) betreut.

„Ich wollte, dass die Platte lebendig ist - egal ob die Songs laut und zackig oder intim und schön gespielt wurden”, sagt Costello, dessen Alben der 70er und 80er Jahre in vielen „ewigen Bestenlisten” der Rockmusik auftauchen. Der gewohnt kluge, gediegene Songwriter-Pop dieses Musikers wird auf „Hey Clockface” zum Ausgangspunkt für eine stilistische Tour de Force.

Mit dem nostalgisch-atmosphärischen „Radio Is Everything” und dem wunderschönen Closer „Byline” hat Costello zudem zwei besonders meisterliche Songs komponiert. Der Brite, der vor zwei Jahren seine Fans mit einer Krebs-Diagnose geschockt hatte, steht also hoffentlich vor einem großen, noch sehr umfangreichen Alterswerk.

© dpa-infocom, dpa:201027-99-96157/3 (dpa)