Elton John rockt unterm Völkerschlachtdenkmal
Leipzig/dpa. - Der große Regen blieb aus - der kleine Mann legte los: Als Elton John schon nach dem ersten Song auf seinen Hocker hüpfte und einen Fuß auf den Yamaha-Konzertflügel stellte, da hätte die Party richtig losgehen können.
Doch hunderte Fans hatten am Donnerstagabend beim Leipziger Konzert ihre grauen Klappstühle noch gar nicht gefunden, als die Pop-Ikone unter dem majestätischen Völkerschlachtdenkmal um 19.32 Uhr den ersten Akkord schlug: «Love lies bleeding in my hands». Da wird vor allem den stolzen Besitzern der teuersten Karten (117,25 Euro) das Herz geblutet haben - doch sie hätten es wissen müssen: Sir Elton fängt immer pünktlich an.
Und vor allem war er gut drauf, der inzwischen 61 Jahre alte Musik-Magier aus Großbritannien, auch wenn das viele der rund 10 000 Zuschauer unter Leipzigs weltberühmtem Denkmal erst nach knapp einer Stunde gespürt haben. Erst nach dem neunten Song, seiner lyrischen Ballade «Daniel», kam Stimmung auf. Bei «Rocket Man» sprang dann der Funke über. Kaum einen hielt es mehr auf dem Stuhl, die Fans sangen und klatschten mit: «Astronaut» Sir Elton hatte das Bodenpersonal wie im Flug erobert, seine fünfköpfige Crew versprühte Spielspaß pur.
Der Megastar, der in seiner über 40-jährigen Karriere inzwischen 44 Alben produziert hat, bot 23 Songs in knapp zweieinhalb Stunden. Darunter waren seine Welthits aus vier Jahrzehnten wie «I'm still standing», «Crocodile Rock», «Sacrifice» - und natürlich «Candle in the Wind». Die traurig-schöne Ballade über Marilyn Monroe hatte der Oscar-Gewinner 1997 bei der Beerdigung von Prinzessin Diana umgeschrieben («Goodbye England's Rose») und seither nie wieder gesungen. Die Hommage auf Lady Di ist inzwischen mit rund 32 Millionen Exemplaren die meist verkaufte Single der Welt.
Die Designer-Sonnenbrille behielt Elton John bis zum Schluss auf, und auch vor dem letzten Lied schlüpfte er nicht wie sonst in den berühmt-berüchtigten Jogging-Anzug. Dafür gab es vor «Your Song», der wohl schönsten Liebesballade des berühmten Barden, den passenden Gruß an seine Fans «Made in Germany». «Deutschland war immer so gut zu mir. Und ihr ward heute Abend ein großartiges Publikum. Ich wünsche euch Glück und Gesundheit», sagte er.
Mit dem Hit «Take Me To The Pilot» warnte Elton John zum Abschluss seines Konzertes die Besatzung seines Privatjets schon mal vor. Unmittelbar düste er wieder Richtung Heimat: Zeit ist Geld und das nächste Konzert am Samstag im englischen Darlington.