1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Elektronischer Pop von Seelenluft

Elektronischer Pop von Seelenluft

26.06.2008, 12:32

Wien/dpa. - Vor drei Jahren erschien sein letztes Album «The Way We Go», ebenso lange tüftelte er am Nachfolger «Birds And Plants And Rocks And Things», der jetzt bei DJ Hells Gigolo Records erschienen ist.

Seit seinem - zumindest in der internationalen Dance-Szene berühmten - Track mit der Kinderstimme, der auf mehr als 60 Compilations gefeatured wurde, hat der 36-Jährige aus St. Gallen einen Namen. Seine eklektischen Alben sind durch ihren Detailreichtum und der seit jeher bestehenden Originalität - sein schon mit 15 Jahren begonnenes Studiums an der Jazz-Schule in St. Gallen und das Erlernen klassischer Kompositionskunst lässt sich nicht verleugnen - ziemlich immun gegen Trends geblieben, und in diese Kerbe schlägt auch sein neuestes Werk.

«Ein Dance-Album für Shoegazer, der Wohnzimmer-Soundtrack für Clubheads, das Rock-Album für IDMler und das Elektro-Album für Fans von Sonic Youth und My Bloody Valentine», so beschreibt der Promotext das in der Tat vielfältig ausgefallene fünfte Album des Schweizers, den es von Zürich nach Berlin zog, wo durch Gigolo Records derzeit auch sein beruflicher Schwerpunkt liegt, nachdem er dem Wiener Label Klein Records temporär den Rücken gekehrt hat. Die Vorabsingle zum Album «Horse With No Name», ein Cover der Softrock-Wüstenballade von America, erschien noch als Kooperation der beiden Independent-Label-Legenden.

Wer sich beim neuen Seelenluft-Album denkt, die Stimme, die kenne ich doch, der liegt richtig, denn die Mehrheit der Vocals stammt von Florian Horwath, dessen neues Solo-Album «Sleepyhead» vor kurzem veröffentlicht wurde. Durchaus passend, denn der Sound auf «Birds And Plants And Rocks And Things» ist in gewisser Weise eine Emanzipation vom klassischen Club-Tune geworden und bietet stattdessen einige psychedelische Momente, deren gleichzeitiger Hang zum Sphärischen Horwarth zum passenden Interpreten macht. Denn dessen musikalische Entwicklung vom Elektro-Sound früherer Projekte zum psychedelischen Folk weist - wenn auch mit anderen Vorzeichen - doch einige Parallelen zu Solèrs Werdegang auf.

Mit seiner Stilvielfalt und dem harmonischen Grundton als verbindendes Element ist Solèr ein entspanntes und ebenso interessantes Album gelungen. Erinnerungen an Zoot Woman werden hier ebenso wach («Finally»), wie man auf düstere Bassläufe trifft, die an Simon Gallup von The Cure gemahnen («The World through...») - «Birds And Plants And Rocks And Things» bietet in Summe zwölf Mal elektronischen Pop vom Feinsten.

www.seelenluft.net

www.gigolorecords.com