Einar-Schleef-Zentrum Einar-Schleef-Zentrum: Ausstellung über Dichter und Maler wird eröffnet
Sangerhausen/MZ. - Denn als sich die Geburtsstadt dieses Universal-Künstlers erst nach dessen Sterben im Sommer 2001 nachhaltig auf Person und Werk besann, fand ein tragischer Fall des Missverstehens sein Ende. Gerade weil sich Schleef selbst so obsessiv - und wohl nicht unbedingt faktentreu - auf seine eigene Herkunft bezog, wollte man ihn in der entfremdeten Heimat am liebsten vergessen. Dass Kurator Carsten Ahrens nun den zentralen Gedächtnis-Appell "Versucht euch zu erinnern!" als Motto über die von ihm konzipierte Schau stellt, ist daher weit mehr als eine Einladung zum musealen Rundgang. Es ist vor allem ein Wegweiser durch den Kosmos des Einar Schleef, der sich bis zuletzt aus der Ur-Erfahrung einer deutschen Provinz am Beispiel der Stadt Sangerhausen speiste.
Um eine solche Prägung abzubilden, setzt Ahrens auf das "Prinzip der Überfrachtung", das die räumliche Begrenzung der Ausstellung als Qualität behauptet. Statt repräsentativ ausgebreiteter Exponate gibt es hier eine enorme Verdichtung, die Einengung auch für den Besucher erfahrbar macht - und die Carsten Ahrens seit 1986 als Mitarbeiter und zuletzt als stellvertretender Direktor der Kestner-Gesellschaft Hannover vielfach erprobte. Dort wollte er die Ausstellungs-Reihe "Wer hat Angst vor Schwarzrotgold?" mit Einar Schleef eröffnen. Und dort setzte er im vergangenen Jahr die erste große Retrospektive nach dessen Tod in Szene.
Nach einem Wechsel an der Spitze des renommierten Museums ist er nun frei für neue Aufgaben, zu denen die Betreuung der vom Sangerhäuser Schleef-Arbeitskreis initiierten Schau zählt. Angesichts der Raum-Situation hat er ein auch zeitlich gestaffeltes Modell entwickelt, das sich nach dieser ersten biografischen Einführung in fünf bis sechs Monaten allmählich zu einer "Laborbibliothek" entwickeln und dabei verstärkt mit Filmen zu Schleefs Theaterarbeit sowie mit den Möglichkeiten computergestützter Präsentation arbeiten soll.
Doch auch dabei sollen jene auratischen Arbeiten nicht zu kurz kommen, die den Interessenten ab morgen in Sangerhausen erwarten: Schrifttafeln wie den Schlüsseltext "Republikflucht Waffenstillstand Heimkehr" neben den Bild-Vergewisserungen zu Schleefs Hauptmann-Inszenierung "Vor Sonnenaufgang", sentimentale Erinnerungsstücke aus dem Haushalt der Eltern neben dem Porträt der toten Mutter. Und zusätzlich zu jenem Schaubild über die Katastrophen-Theorie des Sangerhäuser Tischlermeisters Spengler, die auch als Referenz an den Ort der Ausstellung zu lesen ist, findet sich Einar Schleefs berühmtes Szenenfoto als Darsteller in Nietzsches "Ecce-Homo"-Monolog sowie der Dokumentarfilm, der die zeitweise Heimkehr des verlorenen Sohnes nach der Wende zeigt. Sein doppeldeutiger Titel: "Nie mehr zurück" . . .
Die Ausstellung wird morgen um 15.30 Uhr eröffnet.