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Ein Land tritt auf Ein Land tritt auf: Ausstellungen im Dom und im Schloss von Merseburg

Von Andreas Montag 20.10.2014, 12:11
Holger Kunde, Direktor und Kustos der Vereinigten Domstifter (li.) und Moritzburg-Chef Thomas Bauer-Friedrich bei August von Sachsen
Holger Kunde, Direktor und Kustos der Vereinigten Domstifter (li.) und Moritzburg-Chef Thomas Bauer-Friedrich bei August von Sachsen Andreas Stedtler Lizenz

Halle (Saale)/Merseburg - Ganze 30 Minuten dauert die Autofahrt von einem der beiden Ereignis-Orte zum anderen, das ist ein Katzensprung. Auch per Eisenbahn, sofern sie denn fährt, geht es rasch von Halle nach Merseburg - oder umgekehrt. Und lohnend ist der Ausflug allemal, weil der Besucher im halleschen Kunstmuseum Moritzburg wie im Merseburger Dom und Schloss mit höchst sehenswerten Ausstellungen zur Geschichte belohnt wird.

Besuch und Gegenbesuch

Um die (nicht nur geografische) Nähe der beiden Expositionen unter Beweis zu stellen, die August von Sachsen und Thilo von Trotha gewidmet sind, haben sich die Direktoren der veranstaltenden Häuser unlängst ohne zu zögern auf Besuch und Gegenbesuch eingelassen, begleitet von der Mitteldeutschen Zeitung. Thomas Bauer-Friedrich hat Holger Kunde von den Vereinigten Domstiftern in Halle begrüßt, dieser führte anschließend den Chef der Moritzburg durch seine Schatzkammern von Merseburg.

Dass diese Reisetätigkeit nicht allein der Höflichkeit und dem gegenseitigen Respekt geschuldet war, liegt auf der Hand. Die Herren haben schließlich auch zu tun. Aber es liegt ihnen am Herzen, ihren Ausstellungen, die beide für sich und gemeinsam allemal den Rang, wenn auch nicht den Status einer Landesschau haben, auf den letzten Metern (beide schließen am 2. November) noch einmal einen kräftigen, verdienten Publikumsschub zu verschaffen.

Deshalb ist auch auch die Idee entstanden, für die verbleibende Zeit ein Kombi-Ticket für beide Ausstellungen anzubieten, so dass der Besucher nicht nur durch doppelte geistige Anregung, sondern eben auch durch ein paar gesparte Euro profitiert - wie im nebenstehenden Infokasten erklärt.

Besucher der Sonderausstellungen „Im Land der Palme. August von Sachsen. Erzbischof von Magdeburg und Fürst in Halle“ und „Thilo von Trotha. Merseburgs legendärer Kirchenfürst“ erhalten ab sofort einen günstigeren Eintritt, wenn sie beide Expositionen besuchen wollen:

Wer in der halleschen Moritzburg ein Ticket aus dem Dom und Schloss zu Merseburg vorweist, zahlt nur fünf statt zehn Euro pro Person für die August-Schau. Umgekehrt erhält der aus Halle kommende Gast die gleiche Ermäßigung von fünf Euro für die Thilo-Ausstellung. Beide Expositionen werden noch bis einschließlich 2. November gezeigt.

Der Merseburger Dom ist Mo-Sa 9-18, ab 1. November 10-16 Uhr geöffnet, sonntags und an kirchlichen Feiertagen 12-18 geöffnet; ab 1. Nov. Mo-Sa 12-18, sonntags und an kirchl. Feiertagen 12-16 Uhr.

Die hallesche Moritzburg ist tägl., auch an Feiertagen, von 10-18 Uhr geöffnet, donnerstags bis 20 Uhr.

Sinnfällig ist das allemal, denn Thilo von Trotha, der mächtige Bischof des kleinen Bistums Merseburg, und August von Sachsen, Erzbischof von Magdeburg und Fürst in Halle, haben einander, salopp gesagt, die Klinke in die Hand gegeben. Hintergrund des historischen Panoramas, das beide Ausstellungen anhand zahlreicher prächtiger Kunstschätze und vieler Dokumente schauträchtig belegen, sind Sachsen-Anhalt in seiner heutigen, aber schon früh erkennbaren Gestalt und Deutschland in den kriegerischen wie politischen Wirren zum Ausgang des Mittelalters, während und nach der Reformation sowie in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges und der folgenden Neuordnung des Landes.

Thilo von Trotha, geboren 1443 nahe Halle, hat nahezu 60 Jahre lang, bis zum seinem Tod im Jahre 1514, den Bischofsstuhl in Merseburg besetzt. Dabei gelang es ihm, eine große Machtfülle auf sich zu vereinen, Wirtschaft, Verwaltung wie Kultur und Bildung voranzubringen und trotz seines Hangs zur Prachtentfaltung doch nicht in die roten Zahlen zu kommen. Letzteres, so Holger Kunde, gelang vor allem durch den geschickten Einsatz der fruchtbaren Böden im Merseburger Beritt, deren reiche Erträge gewinnbringend in die prosperierenden Bergbauregionen des Erzgebirges und des Mansfelder Lands ausgeführt wurden.

Friedliche Neuordnung

Exakt 100 Jahre nach Thilos Tod, 1614, kam in Dresden August von Sachsen zur Welt, der als letzter Administrator des mächtigen Erzstifts Magdeburgs eine bedeutende Rolle bei der friedlichen Neuordnung des kriegszerstörten und geschwächten Landes spielen sollte.

Beiden, Thilo, der vor der Schwelle zur Reformation starb, und August, der schließlich als evangelischer Administrator und Fürst für Aufschwung sorgte, haben großen Anteil auch an der Ausbildung einer höfischen Kultur in Mitteldeutschland. Hinzu kommt die Bildungsleistung beider Männer - Thilos ist durch die Kanzlerschaft der Leipziger Universität belegt, August gehörte unter dem Beinamen „der Wohlgerathene“ zum Kreis der Fruchtbringenden Gesellschaft, die sich der Sprachpflege widmete. August wurde schließlich das letzte Oberhaupt der auch Palmenorden genannten Vereinigung. Dies hat der halleschen Schau zum exotisch klingenden Titel „Im Land der Palme“ verholfen.

Ob man aber den besonderen Gewinn der Ausstellungen für sich etwa in der dauerhaft wiederhergerichteten Bischofskapelle Thilos im Merseburger Dom oder in Betrachtung der kostbaren Repräsentations- und Kunstgegenstände in Halles Moritzburg ziehen will - es wird dem Reisenden sein Besuch in jedem Falle reich entgolten werden. (mz)

Kostbare Ausstellungsstücke, liturgische Zeugnisse, Dokumente wie Kunstgegenstände, gibt es in beiden Ausstellungen zu sehen.
Kostbare Ausstellungsstücke, liturgische Zeugnisse, Dokumente wie Kunstgegenstände, gibt es in beiden Ausstellungen zu sehen.
A. Stedtler Lizenz
Thomas Bauer-Friedrich (r.) mit Holger Kunde beim Gegenbesuch im Merseburger Dom.
Thomas Bauer-Friedrich (r.) mit Holger Kunde beim Gegenbesuch im Merseburger Dom.
A. Stedtler Lizenz
Abraham Schwendlers goldener Hausbecher für August von Sachsen
Abraham Schwendlers goldener Hausbecher für August von Sachsen
A. Stedtler Lizenz