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Eddie Constantines Witwe erinnert sich an «tolle und verrückte Zeit»

Von Max Blosche 29.10.2007, 08:28

Wiesbaden/dpa. - Wiesbaden ­ Für die Witwe von Eddie Constantine ist die Erinnerung an den 1993 verstorbenen amerikanisch-französischen Schauspieler noch «sehr präsent». Am 29. Oktober wäre der Filmstar, der seine größten Publikumserfolge als schlagkräftiger FBI- Geheimagent Lemmy Caution feierte, 90 Jahre alt geworden.

Seine Witwe Maja Constantine lebt bis heute in der Wohnung einer Jugendstil-Villa am Wiesbadener Kurpark, in die sie 1979 nach ihrer Hochzeit zogen. «Es war eine tolle Zeit und eine verrückte Zeit», sagt sie rückblickend im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Die damalige ZDF-Redakteurin Maja Faber-Jansen lernte Constantine 1978 beruflich kennen, als sie ihn für einen Fernsehfilm besetzen wollte. Seine Pariser Telefonnummer hatte die junge Fernsehfrau von dem Filmemacher Rainer Werner Fassbinder bekommen, einem großen Fan Constantines. «Dann nahmen die Dinge ihren Lauf.» Schon bald nach der ersten Begegnung bei Dreharbeiten in Hamburg, wo sie ihn zunächst gar nicht erkannte, ließ sie sich von dem deutlich älteren Filmstar zur Hochzeit überreden. «Er sagte zu mir, einmal im Leben sollte man heiraten. Das habe ich dann irgendwann eingesehen», sagt sie.

Auch wenn Constantine in einer 1991 veröffentlichten Biografie von «Liebe auf den ersten Blick» spricht, war die Heirat zunächst nicht unbedingt ernst gemeint. «Wir heirateten in Las Vegas, weil wir dachten, das kann man anschließend problemlos wieder lösen. Aber das war dann ja nicht mehr nötig», beschreibt Constantines dritte Ehefrau, wie die Beziehung sich schnell als dauerhafte Angelegenheit erwies.

«Es war eine Seelenverwandtschaft, sonst hätte das nicht geklappt», ist die Witwe überzeugt. Sie findet es immer noch «eigenartig und witzig, wie da zwei Menschen von völlig verschiedenen Planeten aufeinandergestoßen sind». In der Wohnung erinnern Fotos, etwa von den Dreharbeiten zu «Alphaville» mit persönlichen Schreiben von Regisseur Jean-Luc Godard, an den Star mit der wechselvollen Karriere. «Er war Tellerwäscher in L.A., war Revuestar in Paris, schließlich Millionär in Wiesbaden, Germany», schrieb die «Süddeutsche Zeitung» zum 70. Geburtstag über Constantine, der in den 50er Jahren zu den höchstbezahlten Filmstars Europas gehörte.

In Wiesbaden lebte Constantine, der in seiner Pariser Zeit für rauschende Feste bekannt war, eher zurückgezogen. Laut Aussage seiner Witwe genoss er es, «hier nicht so bekannt zu sein», nachdem er auch immer wieder die Schattenseiten des Starrummels erfahren habe. Viele Fans seien bei Begegnungen irritiert oder fassungslos, manchmal aber auch rücksichtlos gewesen. In seiner späten Vaterrolle habe sich ihr Mann sehr wohl gefühlt. Nach schwierigen Beziehungen zu den drei Kindern aus der ersten Ehe habe er mit Tochter Mia, geboren 1981 in Wiesbaden, «nochmal alles anders und richtig machen wollen».

Witwe und Tochter gehen mit dem berühmten Ehemann und Vater nicht hausieren, verschweigen diese Tatsache aber auch nicht. Constantines Pläne, Wiesbaden wieder zu verlassen ­ «erst wollte er nur noch reisen, dann dauerhaft zurück nach Paris» ­ wurden seinerzeit immer wieder durch Engagements für Film und Fernsehen durchkreuzt. Die Nähe zum Flughafen, «die Erreichbarkeit der großen Welt» gefielen dem «ewigen Vagabunden», wie er sich selbst bezeichnete. Ihr Mann sei ein großer Sportfan gewesen, habe viel Tennis geschaut und Drehbücher gelesen, erinnert sich Maja Constantine.

Knapp 15 Jahre nach seinem Tod verrät Maya Constantine, was lange als Geheimnis gehütet wurde: Im Wiesbadener Kurpark wurde eine Trauerweide für Eddie Constantine gepflanzt: «Die mochte er so gerne, und das ist bis heute sehr schön, wenn ich da vorbeigehe.» Ein Teil der Asche wurde auf dem Grundstück in der Nähe von Paris verstreut, wo Constantine früher auf einer Farm lebte und Rennpferde züchtete.

Eddie Constantines 90. Geburtstag wird in seiner Wahlheimatstadt gewürdigt beim 2. Fassbinder Festival im Walhalla Studio Theater mit der Aufführung des Fassbinder-Films «Die dritte Generation» (26. Oktober, 21.00 Uhr) und mit einem Gespräch mit Maja Constantine (27. Oktober, 19.30 Uhr). (dpa)