Echo Klassik Preise - Domingos Lebenswerk geehrt
Dresden/dpa. - Roter Teppich für die Klassik: Zur Verleihung der Echo Klassik Preise 2009 hat die Branche am Sonntag in der Semperoper Dresden ein Staraufgebot präsentiert und sich selbst gefeiert.
Auch wenn einige der Stars lieber den kurzen Weg über den Hintereingang wählten und die Fans bei strömenden Regen vor dem Eingang warten ließen: Der Klassikmarkt hat die Zeichen der Zeit erkannt und setzt sich effektvoll in Szene: mit Selbstbewusstsein, Glanz und Glamour.
Den Reigen eröffnete die Staatskapelle Dresden als «Orchester des Jahres» mit einer Polonaise. Als Hausherren der Semperoper genossen die Sachsen Heimvorteil. Als erste durfte Mezzosopranistin Elina Garanca die silberne Trophäe in Empfang nehmen. Dass auch die Medien den Promi-Faktor der Klassik-Stars erkannt haben, bewiesen die Auftritte im Pressezentrum. Dort wurden sie von Fotografen lautstark hin und her dirigiert. «Warum brüllt Ihr eigentlich so?», rief lachend Garanca.
Auch andere Echo-Preisträger konnten den begehrten Musikpreis an diesem Abend zum wiederholten Male in Empfang nehmen, so Geigerin Anne-Sophie Mutter. Sie freute sich vor allem darüber, dass ihr der Preis als «Instrumentalistin des Jahres» für das Album «Bach meets Gubaidulina» zuerkannt wurde. «Ich glaube an die zeitgenössische Musik», warb Mutter für Neugier auf neue Klänge. In diesem Sinne wolle sie auch Spuren für die kommende Generation hinterlassen.
Der eigentliche Star des Abends war Plácido Domingo. Der in Spanien geborene Tenor wurde für sein Lebenswerk geehrt. Das Publikum stand geschlossen auf, als die Opernlegende die Bühne betrat - zum ersten Mal die der Semperoper, wie der 68-Jährige später bekannte. Und er will wiederkommen. Nachher im Interview streute er auch ein paar Lebensweisheiten in die Runde: «Die Jugend ist das einzige Missverständnis im Leben, das mit zunehmenden Alter verschwindet.»
Domingo bekannte, dass er trotz seiner Positionen als Opernchef in Los Angeles und Washington am liebsten noch immer auf der Bühne steht - «Everyday in action». Sehr gern arbeite er mit jungen Leuten zusammen, weil auch er davon profitiere: «Ich gebe Ihnen Erfahrung und bekomme von ihnen Jugend.» Den lautstarken Trubel beim Foto- Shooting nahm Domingo gelassen hin. Küssen wollte er die Echo-Trophäe dann doch nicht, auch wenn es die Fotografen fast im Chor verlangten.
Da ging ein Auftritt wie der von Christina Pluhar und ihrem Ensemble L'Arpeggiata (Echo für Klassik ohne Grenzen) schon fast ein wenig unter. Dabei verkörpern die Musiker mit ihren historischen Instrumenten wie Laute, Gambe oder dem alpenländischen Hackbrett Spielfreude pur. Mit «Teatro d'Amore» und Musik Claudio Monteverdis gelang ihnen in diesem Jahr ein ganz großer Wurf. Die Alte Musik hat die Nische schon lange verlassen. «Wir werden keine Stadien füllen, aber darum geht es bei unserer Musik auch nicht», betonte Pluhar.
In 21 Kategorien vergab die Deutsche Phono-Akademie am Sonntag ihre Auszeichnungen. 460 Tonträger von Künstlern aus mehr als 30 Ländern waren in diesem Jahr eingereicht worden. Mozart, Beethoven und Bach erweisen sich offenkundig als krisenfest. «Es gibt keine Krise auf dem Klassik-Markt», hatte der Bundesverband Musikindustrie schon zuvor selbstsicher getönt und auf Zahlen verwiesen. Demnach lag der Absatz an Produkten in den ersten sechs Monaten 2009 um 23 Prozent über den Zahlen des Vorjahreszeitraums.