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"Duckomenta" in Leipzig "Duckomenta" in Leipzig: Die Welt ist fest in Entenhand

Von Nikta Vahid 20.01.2017, 09:00
Dichterpose: Goethe in der römischen Campagna
Dichterpose: Goethe in der römischen Campagna interDuck

Leipzig - Sind Sie wirklich sicher, dass die Kulturgeschichte von uns Menschen geschrieben wurde und nicht etwa von, sagen wir, Enten? Nicht zuletzt Erich Hornduckers kritischer Blick will sagen: Die Welt verentet. Die „Duckomenta“ macht noch bis zum 23. April Station im stadtgeschichtlichen Museum in Leipzig. Die Wanderausstellung des Berliner Künstlerkollektivs „interDuck“ tourt seit nunmehr 30 Jahren durch Kunsthallen in ganz Europa - stets leicht verändert und auf den jeweiligen Ausstellungsort zugeschnitten. Die anatide Zivilisation wurde in hunderten Gemälden, Grafiken und Skulpturen dokumentiert - eine Auswahl von 180 Kunstwerken ist in Leipzig zu sehen.

Die „Duckomenta“ lässt all den großen Meistern Schnäbel wachsen und wirft einen mehr als schrägen Blick auf die Kunst- und Kulturgeschichte des Menschen. Sie lässt den Betrachter schmunzeln und manchmal auch laut lachen - jedoch ohne sich lächerlich zu machen und auch ohne eine gewisse Affinität für Donald Fauntleroy Duck zu erwarten. Die Geschichte besagt, so die Macher der „Duckomenta“, dass die Schnabeltiere die Erde im Jahr 1944 fluchtartig verlassen haben. Der Menschheit haben sie aber ihre einzigartige Kunstsammlung hinterlassen, deren Geheimnisse es für den Menschen zu entschlüsseln gilt.

„Duckomenta“ in Leipzig: Von Dötzi bis zur Mondlandung

Wenn es nach den Künstlern von „interDuck“ geht, dann haben die Schnabeltiere schon häufiger in die Geschicke der Menschheit eingegriffen, als es die offizielle Geschichtsschreibung zugeben mag. Die Enten haben uns Menschen begleitet - auf unserem langen Weg von der Steinzeit über die Antike und das Mittelalter bis in die Moderne und die Zeit der Raumfahrt. Archäologische Funde, Skulpturen, Gemälde und Zeichnungen zeugen von der Existenz der Entenzivilisation, die ihr Dasein schon weitaus länger als Donald Duck fristet.

Als die Mumie eines Erpels im Gletschereis gefunden wurde, gab ihr die Presse alsbald den Namen Dötzi. Das mumifizierte Schnabeltier kann in Leipzig im Original betrachtet werden.

Ein weiterer früher Fund ist etwa eine Büste der Königin Duckfretete. Sie stammt aus den Ruinen einer ägyptischen Bildhauerwerkstatt und ist für die Entenwelt das atemberaubende Schönheitsideal, das für uns Menschen die ägyptische Königin Nofretete darstellt. Nicht umsonst gilt Duckfretete bis in die heutige Zeit als eine der schönsten Enten der Welt.

Duckomenta endet mit der Mondlandung und der Flucht der Enten ins All

Auch Goethe in der römischen Campagna - die Ikone des klassischen Italienerlebnisses - hat bei „interDuck“ einen Schnabel. „Hätte Goethe die erste Version seines berühmten Bildnisses gesehen, wäre es überflüssig geworden, sich später mit dem Maler Tischbein zu zerstreiten.“ So lautet die Beschreibung des Künstlerkollektivs.

Der berühmte Nobelpreisträger Albert Einstein hatte einen Zunge herausstreckenden Vorgänger: das anatide Genie Albert Duckstein.

Ikonen des 20. Jahrhunderts, Impressionisten und Expressionisten verenten ebenso wie die Kaiserin Sissi oder der Romantiker Arnold Ducklin, der das berühmte Gemälde „Die Toteninsel“ hinterlassen hat. Auch zwei Steampunks, die das Leipziger Wave-Gotik-Treffen besuchen, wurden porträtiert.

Die Duckomenta endet mit der Mondlandung und der Flucht der Enten ins All. Die ersten Menschen auf dem Mond haben eine Entenfußspur im Mondstaub entdeckt. Das Bild wurde jedoch jahrelang geheim gehalten, um die Existenz der Schnabeltiere zu vertuschen, sagen die „interDucks“. Unbeantwortet bleibt die Frage, warum die Enten die Erde verlassen mussten.

„Duckomenta“: Ausstellung mit Augenzwinkern

Die Entenschau ist nicht bloß albern, sondern anspruchsvolle Kunst - mit einem ordentlichen Augenzwinkern zwar -, die sich detailgetreu und streng nach dem Vorbild der Originale richtet – etwa in der Farbgebung und Farbwahl. Herausgekommen sind dabei täuschend echte Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen, die die Illusion vom Entenuniversum bekräftigen. Nicht nur Fans von Entenhausen kommen auf ihre Kosten. Die „Duckomenta“ macht auch dem Kunstkenner Spaß, der diese ganz besondere Einführung in die Kunstgeschichte mit einem Augenzwinkern zu betrachten vermag.

„Duckomenta“: bis zum 23. April im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig, von 26. Mai bis zum 5. November im Schloss Wernigerode (mz)

Albert Duckstein
Albert Duckstein
interDuck
Erich Hornducker
Erich Hornducker
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