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Dresdner Sinfoniker Dresdner Sinfoniker: Rammstein werden bei «Mein Herz brennt» klassisch

Von Axel Nixdorf 05.11.2003, 15:13

Dresden/MZ. - Sven Helbig ist einer der beiden Gründerder Dresdner Sinfoniker, eines Orchesters,das aus jungen und hervorragenden Musikernbesteht, die sich für Projekte in immer neuenBesetzungen zusammen finden und daraus meistwenig Geld, aber umso mehr Energie für dieeigene Arbeit gewinnen. Seit 1997 geht dasnun schon so. Begonnen hatte es mit ein wenigMinimal Music und kleinen Auftragskompositionen,später wurden die Musiker selbstbewusster.So stellte sich heraus, dass der künstlerischeGeschmack der Orchestergründer immer wiederfür aufregende Neuigkeiten sorgte.

Und jetzt - Rammstein? Das klang schon inder Ankündigung wie ein Spiel mit dem Feuer.Doch anders als bei den Rockmusikern auf derBühne droht hier kein harmloses Zündeln, sonderneine sehr gefährliche Flamme. Nicht wenigerals der Ruf der Dresdner Sinfoniker stehtauf dem Spiel. Immerhin hatten sie fünf Komponistenin einen Wettbewerb geschickt, ihre Affekteund Gedanken zum Rammstein-Material zu skizzieren.Aus diesem Wettstreit ging Thorsten Raschals Sieger hervor. Der gebürtige Dresdner,der 1990 nach Japan auswanderte, dort Erfahrungenund Erfolge als Komponist für Fernsehen undFilme sammelte, bearbeitete das Rockmusik-Materialtatsächlich im Geiste eines .Mahlers "Kindertotenlieder" klingen mit undeine Behandlung der Instrumentation, die anRichard Strauss denken lässt. Liegt dieserWunderharfen-Klang Dresdnern im Blut? Dasist nicht sicher zu sagen. Sicher ist, dassmit dieser Aufnahme den Dresdner Sinfonikernein weiterer Beweis für ihre großartige Klangdichtegelungen ist. Dort, wo das Vorbild Rammsteinklanglich frontal über das Publikum hinwegzu brausen scheint, hat Rasch eine Tonlandschaftgeschaffen, in der jeder Gedanke einen lokalisierbarenPlatz und jeder Ton seine Bedeutung hat. RaschsKomposition steigert sich immer wieder neuund immer wieder anders in einen Klangrausch,der verführt und auch versöhnt.

Ja, versöhnt. Und zwar mit dem, was amRammstein-Material nicht zu beeinflussen ist.Die Texte Till Lindemanns haben eine Tendenzzum provozierenden Schwachsinn. Daran könnenauch Katharina Thalbach als Sprecherin undder Bass René Pape nichts ändern. Was bleibt,ist der überwältigende Klang der DresdnerSinfoniker.