Dresdner Schloss Dresdner Schloss: Sachsens teuerste Baustelle soll 2006 fertig sein

Dresden/dpa. - Im Vergleich zum Dresdner Residenzschloss ist der Wiederaufbau der Frauenkirche geradezu zum Schnäppchenpreis zu haben. Rund 337 Millionen Euro soll das Schloss am Ende kosten, für die Kirche sind rund 130 Millionen Euro veranschlagt. Zuletzt war spekuliert worden, ob Sachsens teuerste Baustelle bis zum geplanten Termin 2006 - dem 800. Stadtgeburtstag - vollendet werden kann. Am Freitag wollte Finanzminister Horst Metz (CDU) Gerüchten ein Ende machen. Die Botschaft war kurz und optimistisch: Der Bauherr Sachsen liegt im Plan. Zum Stadtjubiläum soll das Schloss in seiner äußeren Gestalt fertig sein - der Innenausbau dauert noch länger.
Das Schloss gilt unter Fachleuten als architektonisches Kleinod. 1289 wurde hier erstmals eine kastellartige Anlage erwähnt. Mitte des 16. Jahrhunderts erweiterten Baumeister die vorhandene Substanz zu einer Anlage im Renaissance-Stil. Nach einem verheerenden Brand erfolgte von 1717 bis 1719 ein erster Wiederaufbau. Inzwischen war Sachsens bekanntester Herrscher, August der Starke, Hausherr. Im Schloss brachte er seine Schatzkammer «Grünes Gewölbe» unter. Zur 800-Jahr-Feier des Hauses Wettin wurde das Schloss zwischen 1889 und 1901 umgebaut.
In diesem Zustand war das Haus letztmals am 13. Februar 1945 zu sehen. Eine Bombennacht verwandelte es in eine gigantische Ruine. Von der Bausubstanz blieben nur etwa 15 bis 20 Prozent übrig, schätzt Wolf Karl Reidner, Bauexperte im Finanzministerium. Dennoch gab es von Anfang an Überlegungen zum Wiederaufbau des Bauwerkes, das die Silhouette Dresdens bis zur Zerstörung nachhaltig mitgeprägt hatte. Ersten Sicherungsmaßnahmen folgte dann aber lange Zeit Stillstand.
Mit dem Gespür für Symbolik setzten die DDR-Oberen am 13. Februar 1985 ein Zeichen. Am Tag als die Semperoper im Beisein von westdeutscher Politprominenz eröffnet wurde, standen zur Überraschung vieler auch ein paar Gerüste am Schloss. Tatsächlich verbaute die DDR bis zu ihrem Zusammenbruch rund 15 Millionen Ost-Mark. Doch erst die Einheit brachte einen sichtbaren Fortschritt für den Bau.
Mit sichtlicher Genugtuung legte der Finanzminister seine Zahlen vor. Bis Ende 2002 habe der Freistaat 130 Millionen Euro für das Schloss ausgegeben. In diesem Jahr stehen 15,5 Millionen bereit, 2004 etwa 10 Millionen Euro. Das Hochwasser vom August 2002 hat die Ausgaben etwas steigen lassen. Da der Keller überflutet wurde, musste die bereits installierte Technik erneuert werden. Die Beseitigung der Schäden - rund 2,7 Millionen Euro - läuft parallel zum Baugeschehen.
Erste Bewohner gibt es inzwischen. Im Mai wurden Räume an die Verwaltung der Staatlichen Kunstsammlungen übergeben. Das Münzkabinett im Georgenbau ist baulich fertig. Als nächstes folgt das künftige Domizil des Kupferstich-Kabinetts im Westflügel. Ein Teil des Grünen Gewölbes soll im September 2004 empfangsbereit sein, der restliche Teil in den historischen Räumen der Schatzkammer vielleicht schon 2005. Für die Rüstkammer bleiben der Ostflügel sowie die Paraderäume des «starken August» reserviert.
In der Rekonstruktion des Grünen Gewölbes sieht Baudirektor Ludwig Coulin die größte Herausforderung. «Wir arbeiten hier nicht auf Zentimeter, sondern auf Millimeter.» Mit Hilfe einer Leipziger Firma wird aus Fotos der Originalzustand auf die Betonwände «kopiert». Kopfzerbrechen bereiten die Spiegel für das Grüne Gewölbe. Die Quecksilber-Amalgam-Spiegel der Barockzeit sind mit ihrer Wirkung bis heute unübertroffen. «Neue Spiegel haben eine brutale Härte, da fällt man praktisch rein», sagt Coulin.
Etwa 28 000 Quadratmeter Nutzfläche werden das Dresdner Schloss später zu einem der größten Museen Deutschlands machen. «Wir rechnen mit mehr als eine Million Gästen», sagt Coulin.