Dresdner Frauenkirche Dresdner Frauenkirche: Feierliche Einweihung eines einzigartigen «Versöhnungswerks»

Dresden/dpa. - Der Theologe hatte mit dem Trompeter Ludwig Güttlerund anderen den «Ruf aus Dresden» vom 12. Februar 1990 verfasst.
Dieser zielte auf einen Wiederaufbau «zu einem christlichenWeltfriedenszentrum im neuen Europa». Kühn wurden besonders «dieSiegermächte und die vielen Menschen guten Willens in den USA,Großbritannien und aller Welt» angesprochen: «Ermöglicht dieses Hausdes Friedens!», zitiert Hoch. Bürgerinitiative und Stiftung wolltenmindestens ein Drittel der auf 250 Millionen D-Mark geschätztenBaukosten aus Spenden aufbringen. Am Ende sind es rund 100 MillionenEuro - reichlich die Hälfte der Gesamtkosten von 179 Millionen Euround drei Viertel der reinen Baukosten von 132 Millionen Euro.
Nach zähem Start flossen Großspenden von Unternehmen, schicktenMenschen kleine und große Geldbeträge, erwarben Stifterbriefe undadoptierten Steine und Sitzplätze. Dazu kamen Sachleistungen wie dievon Steinmetzen in ganz Deutschland als Gesellen- oder Meisterstückekostenlos gefertigten Teile. Fördervereine und -kreise bundesweitsammelten Geld und investierten es in ganze Bauteile, ehemaligeDresdner im westlichen Ausland warben für das Projekt. «Sie machtenaus dem Anliegen von wenigen Enthusiasten eine Weltangelegenheit»,sagt Hoch.
Dazu gehört der in den USA lebende Nobelpreisträger Günter Blobel,der 1995 die «Friends of Dresden» gründete und 800 000 Euro seinesNobelpreis-Geldes zur Verfügung stellte. Der «Ruf aus Dresden»erreichte auch das britische Königshaus. Nach dem Staatsbesuch vonQueen Elizabeth II. 1992 hatte sich dort der «Dresden Trust»formiert. «Nach einer Kreuzigung kommt immer eine Neugeburt», sagtdessen Vorsitzender Alan Keith Russel. Ihm sei sofort klar gewesen,dass es aus persönlichen, politischen und moralischen Gründen einepositive Antwort «von der Insel» geben musste.
Der Trust ließ nach Originalunterlagen das Turmkreuz fertigen -von dem britischen Kunstschmied Alan Smith, dessen Vater als Pilot ander Bombardierung Dresdens im Februar 1945 beteiligt war. Der Willezur Aussöhnung brachte auch einen Bordschützen der britischenLuftwaffe im Zweiten Weltkrieg dazu, für das Projekt in Dresden zuwerben. «Ich will etwas für die Versöhnung und Völkerverständigungtun», begründete Jeffrey Chatmann vor Jahren sein Engagement.
Auch die Tatsache, dass Königin Elizabeth II. dem Trust aus ihrerPrivatschatulle einen größeren Beitrag leistete und bei einemBenefizkonzert in Berlin rund 350 000 Euro sammelte, sagt mehr alsWorte. Die niederländische Königin Beatrix erwarb beim Privatbesuchim Juni 1998 einen Goldenen Stifterbrief und übernahm damit diePatenschaft über den Schlussstein des inneren Portals D.
Für das größte Denkmalschutzprojekt der Bundesrepublik wurde gardas Privileg des staatlichen Münzregals durchbrochen. «Nehmen Sie zurKenntnis, das ist eine Weisung, es wird gemacht», erinnert sich derdamalige Bundesfinanzminister Theo Waigel an die Anordnung an seineablehnende Behörde. Nach weiteren Bemühungen von Ost- und West-Politikern beschloss der Bundestag 1994 die Auflage der Wiederaufbau-Münze, deren Erlös von 45 Millionen Mark ins «Kulturdenkmal erstenRanges» floss.
«Ich kann es eigentlich noch gar nicht fassen, dass es mit dem Rufgelungen ist, fast die ganze Welt zu aktivieren», sagt Pfarrer Hoch.Galt die 1726 bis 1743 errichtete Frauenkirche George Bährs bereitsals «architektonisches Meisterwerk von Weltrang» und «ingenieurmäßigeGlanzleistung des 18. Jahrhunderts», so ist der größte Kuppelbaunördlich der Alpen nun auch Stein gewordene Versöhnung, Solidarität,Einheit und ein Zeichen neuer Hoffnung - geweiht «Soli Deo Gloria».