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Dresden Dresden: Brücke zu den Anfängen des Expressionismus

12.10.2001, 09:21
Max Pechsteins Bild "Zwei Mädchen"
Max Pechsteins Bild "Zwei Mädchen" dpa

Dresden/dpa. - Auch wenn bis zum runden Jubiläum noch vier Jahre fehlen, zeigendie Staatlichen Kunstsammlungen Dresden vom 20. Oktober an ihregroße Sonderausstellung «Die Brücke in Dresden». Die GemäldegalerieNeue Meister hat dazu Werke von «Brücke»-Malern aus Sammlungen desIn- und Auslands zusammengetragen. Die Schau mit mehr als 80 Gemäldenund fast 200 Zeichnungen, Aquarellen und Grafiken gehört damit zu dengrößten Expressionisten-Ausstellungen alluv Zeiten. Knapp 350Exponate sind insgesamt zu bewundern, darunter auch Plakate derKünstlergruppe, Fotos und Mitgliederkarten.

   Die Kunstsammlungen haben die Ausstellung, die vor allem von derOstdeutschen Sparkassenstiftung finanziell unterstützt wurde, seitJahren geplant. «1910 gab es in der Galerie Arnold die bisher einzigegroße Ausstellung der Künstlergruppe in ihrer Geburtsstadt», erzähltKuratorin Birgit Dalbajewa. Die jetzige Exposition konzentriere sichauf den «reifen Stil» der Maler um die Jahre 1909/1910.

   Das Wirken der «Brücke»-Architekten ist vergleichsweise guterforscht. Heckel, Bleyl, Schmidt-Rottluff und Kirchner wollten daszunächst im klassischen Sinne werden und schrieben sich im FachArchitektur an der Technischen Hochschule der Elbestadt ein. Dochschon bald richtete sich ihr Interesse auf die Kunst. Kinder aus derNachbarschaft dienten als erste Modelle.

   Aber auch Landschaften, Stadtansichten und die Welt des Varietéskamen auf die Leinwand. Die provozierend farbigen, die Gegenständeverzerrenden Bilder galten als Markenzeichen der «Brücke». «Ihrenneuen Begriff von Schönheit und Naturinspiration brachten die jungenMaler in reinen, leuchtenden Farben und in einer reduzierten,grafisch betonen Formensprache zum Ausdruck», sagt die Kuratorin.

   Die Sehnsucht nach Ursprünglichkeit spiegelt sich auch in derLebensart der Künstler wieder. Von 1909 bis 1911 waren sie in denSommermonaten häufig im nahe gelegenen Moritzburg zu Gast. In derdortigen Teichlandschaft schufen sie in freier Natur viel Aktmalerei- bis auf eine Ausnahme unbehelligt: Denn einmal überraschte derOrtsgendarm die Maler und ihre nackten Modelle und beschlagnahmtewegen Verdachts auf «Sittlichkeitsüberschreitung» ein geradeentstandenes Bild.

   Als es der «Brücke» später in Dresden zu eng wurde, baute sie 1911ihre Pfeiler in der Metropole Berlin auf. Lange hielt dieGemeinsamkeit jedoch nicht mehr vor. Kirchner, der oft als führenderKopf der Gruppe bezeichnet wird, hatte 1913 in einer Chronik seineRolle innerhalb der Gemeinschaft wohl etwas übertriebenherausgestrichen. Das wurde anderen zum Ärgernis. Die «Brücke» löstesich auf. Die Ausstellung in Dresden ist bis 6. Januar 2002 geöffnet.Ein umfangreicher Katalog und geführte Touren zu den Schauplätzen der«Brücke» in Dresden bereichern die Schau.