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Drei Fragen, drei Antworten Drei Fragen, drei Antworten: Helmut Dietl: Nicht den Glauben an die große Liebe verlieren

21.01.2005, 18:35
Der Regisseur Helmut Dietl versammelte für seinen neuen Film «Vom Suchen und Finden der Liebe» ein Staraufgebot an deutschen Schauspielern. Die von dem Orpheus-Mythos inspirierte Komödie geht dabei der Frage nach, ob es die große, ein Leben lang währende Liebe überhaupt geben kann. (Foto: dpa)
Der Regisseur Helmut Dietl versammelte für seinen neuen Film «Vom Suchen und Finden der Liebe» ein Staraufgebot an deutschen Schauspielern. Die von dem Orpheus-Mythos inspirierte Komödie geht dabei der Frage nach, ob es die große, ein Leben lang währende Liebe überhaupt geben kann. (Foto: dpa) Constantin

Hamburg/dpa. - Im Leben niemals eine große Liebe gehabt zu haben- das wäre für Regisseur Helmut Dietl (60) das Schlimmste, was einemMenschen in Liebesdingen passieren kann. In seinem neuen Film «VomSuchen und Finden der Liebe» geht es - ebenso melancholisch wiehumorvoll - um die Frage, ob es die ein Leben lang haltende Liebeüberhaupt geben kann. Der Film sei ein Stück weit die Aufarbeitungseiner eigenen Erfahrungen, sagte der mehrmals verheirateteErfolgsregisseur («Rossini», «Kir Royal») im dpa-Gespräch.

Frage: Glauben Sie selbst an den im Film beschworenen, aber auchentzauberten Traum von der großen Liebe?

Dietl: «Wenn ich nicht letztlich doch dran glauben würde, dann könnteich auch nicht mehr leben. Ich habe in meinen Liebesbeziehungen immerden Wunsch gehabt und daran glauben wollen, dass sie Bestand haben.Aber gleichzeitig wusste ich immer, dass dies vergeblich ist. Auf denersten Blick scheint dies paradox zu sein, ist es aber nicht. Siekönnen wissen, dass die Liebe mit allergrößter Wahrscheinlichkeitnicht ewig halten wird - aber ich denke, man muss es dennoch immerwieder versuchen und auch immer wieder diesen Traum träumen. Sonstdroht einfach ein kaltes Leben. Oder man kann sich gleich hinsetzenund auf den Tod warten; man muss es einfach immer wieder probieren.»

Frage: Sie waren vier Mal verheiratet, zehn Jahre mit Veronica Ferreszusammen - könnte ein Tiefenpsychologe in dem Film auch ein StückTrauerarbeit oder zumindest Aufarbeitung hineininterpretieren?

Dietl: «Durchaus. Ich nutze wie jeder Schriftsteller oderAutorenfilmer meine Erfahrungen - schauen Sie sich an, was PedroAlmodovar, Woody Allen machen oder was Federico Fellini frühergemacht hat - worüber haben die ihre Filme gemacht? Immer über sichselbst, im weitesten Sinn. Ja, es mag gewisse Parallelen zu meinemLeben geben, aber das sollen andere deuten. Ob das Psychologen seinmüssen, weiß ich nicht.»

Frage: Was ist denn das größte Unglück: Niemals eine große Liebegehabt zu haben, ihr Scheitern oder am Ende das Platzen des Traumes,dass es eine lebenslange Liebe überhaupt geben kann?

Dietl: «Ich glaube, das Schlimmste ist, keine gehabt zu haben. ObTräume platzen oder ob man zur Einsicht kommt, dass es das nichtwirklich bis in alle Ewigkeit geben kann, das ist alles nichtentscheidend: Man muss sie gehabt haben! Und man darf nicht denGlauben an die große Liebe verlieren, selbst wenn die Erfahrung dasGegenteil lehrt. Wenn Leute sich nicht mehr hingeben können ausSorge, sie könnten später schmerzhaft enttäuscht werden, ist dasmeines Erachtens das eigentliche Problem.»