Doppelter Abschied Doppelter Abschied: Christiansen übergibt am Sonntag den Stab an Will

Berlin/ddp. - IhreNachfolgerin Will wird - zufällig am selben Tag - nach rund sechsJahren den «Tagesthemen» Adieu sagen. Ab 16. September wird es amSonntagabend im Ersten nach dem «Tatort» statt «Sabine Christiansen»dann «Anne Will» heißen.
In den Sommermonaten wird die 41-Jährige nun an ihrer neuenSendung feilen. «Ich werde sicher an das anknüpfen, was SabineChristiansen gemacht hat», kündigt Will an. «Sie hatte mehr als neunJahre lang einen beeindruckenden Erfolg, und das muss man erst einmalschaffen», sagt die Journalistin im ddp-Interview. «Ich habe vor derAufgabe Respekt», betont sie.
«Sabine Christiansen» war ein Forum, in das nationale, aber auchinternationale Spitzenpolitiker gerne kamen, etwa der damaligeBundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), US-Präsident George W. Bush,dessen Amtsvorgänger Bill Clinton, seine Frau Hillary undUN-Generalsekretär Kofi Annan. Doch die Sendung und die Art derGesprächsführung erzeugten auch reichlich Kritik. In einer jüngstveröffentlichten «Stern»-Umfrage gaben 79 Prozent der Befragten an,dass sie Christiansen nach ihrem Abschied nicht vermissen werden. Nurjeder Fünfte (21 Prozent) erklärte dem Blatt zufolge das Gegenteil.
«Ich hatte immer eine sehr kritische Redaktion, so dass dasMeiste, das Dienstags in den Zeitungen stand, Montags schon zwischenuns diskutiert wurde», sagt Christiansen auf ddp-Anfrage. SachlicheKritik bringe einen immer weiter. Sie habe geholfen, die Sendung undihre Arbeit zu verbessern. «Und mit den Schlägen unter dieGürtellinie muss man eben leben lernen.»
Auch Will, die nach der Absage von RTL-Moderator Günther Jauch fürden Polittalk ausgewählt worden war, weiß um die hohen Erwartungen.«Ich fange an, mir abzugucken, wie andere damit umgehen», sagt sie.Sie habe da gerade etwas von der Bundesregierung im Vorfeld desG8-Gipfels gelernt. Man müsse Erwartungen an einem bestimmten Punkt«offensichtlich total kleinreden, damit man nachher ganz leicht überdie selbst gelegte Latte kommt».
Für ihre Laufbahn habe sie nie einen «Masterplan» gehabt, betontWill, die vor den «Tagesthemen» und anderem die «Sportschau» in derARD moderiert hatte. «Ich habe allerdings dann, wenn sich mir eineChance bot, beherzt zugegriffen und mich mit vollem Engagementhineingestürzt.»
Christiansen, die ihren Polittalk auf eigenen Wunsch beendet, abervor ihrer letzten Sendung schon «ein bisschen Wehmut» spürt, wirdihre Arbeit als Produzentin und Geschäftsführerin ihrer Firma TV21verstärken und weiter beim Sender CNBC die Sendung «Global Playerswith Sabine Christiansen» moderieren. Im kommenden Jahr sei siewieder in der ARD zu sehen, «allerdings nicht mehr mit einemregelmäßigen Format, sondern nur zu besonderen Anlässen», sagt die49-Jährige, die mit dem französischen Jeans-Unternehmer Norbert Medusliiert ist und deshalb teilweise in Paris lebt.
Und: «Ich muss lernen, dass ich nicht am Sonntag um 21.45 Uhrausschließlich daran denke, Fernsehen zu schauen», sagte die49-Jährige der «Bunten». Sie wolle sich nach ihrer letzten Sonntag amSonntag «ganz entspannt von alten Rhythmen lösen».