Dokumentationsfilm Dokumentationsfilm: «Doppelleben» porträtiert zwei Doubles von Angela Merkel

Berlin/dapd. - Mit einem verunglückten Haarschnitt und einem Polterabend fing alles an. Auf der besagten Feier wurde Susanne Knoll als Doppelgängerin von Angela Merkel entdeckt. Ihr Leben veränderte sich daraufhin von Grund auf. Die latent depressive Mutter erhielt plötzlich Einladungen aus aller Welt. Überall sollte sie als Kanzlerin auftreten und zu den Menschen sprechen. Knoll schöpfte aus ihrer Rolle neuen Lebensmut. Doch sie ist nicht die einzige Merkel-Doppelgängerin. In einem beschaulichen Dorf in Baden-Württemberg lebt mit Marianne Schätzle ein weiteres Ebenbild der CDU-Politikerin.
Nach seiner kontrovers diskutierten Dokumentation „Der entsorgte Vater“ widmet sich Filmemacher Douglas Wolfsperger diesmal einem vermeintlich leichteren Thema. „Doppelleben“ zeigt, wie die zwei Merkel-Doubles zu ihrer Berufung fanden, wie sie sich auf ihre Auftritte vorbereiten und wie die optische Ähnlichkeit ihren Alltag beeinflusst. Als Dritter im Bunde gesellt sich am Rande der Leipziger Lothar Wunderlich, ein Ebenbild des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, hinzu.
Zwtl.: Doppelgänger als Geschäftsmodell
Wolfsperger interessiert sich in seiner Dokumentation allerdings nicht allein für die Menschen hinter den bekannten Fassaden. Er befasst sich ebenso ausführlich mit dem Geschäftsmodell Doppelgänger.
Seinen Fokus richtet er dabei vor allem auf Knoll, dem vermutlich berühmtesten Politikerdouble der Gegenwart. Wolfsperger zeigt, wie Knoll schon nach kurzer Zeit ihren Entdecker verließ, um sich fortan von der Agentur von Jochen Florstedt vermarkten zu lassen. Und er erzählt von den Animositäten zwischen den beiden Doppelgängerinnen Knoll und Schätzle. „Wenn plötzlich eine Person kommt, die an den Erfolg einer anderen Person anknüpfen möchte, dann kann das nie gut sein“, sagt Knoll. „Mir wäre es natürlich auch lieber, wenn ich das Monopol hätte, aber das hat man ja nie“, kontert Schätzle.
Zwtl.: Der Erfolg ist endlich
„Doppelleben“ schildert auf interessante Weise, dass auch Doppelgänger den marktüblichen Gesetzen der Entertainmentbranche unterliegen. Der Erfolg ist endlich. „Niemand fragt nach toten Politikern“, erklärt Künstleragent Florstedt. Er ermahnt seine Doppelgänger daher, auf dem Boden zu bleiben. Der Tod oder die Abwahl des Originals bedeutet zumeist auch das Ende der Double-Karriere. Von wenigen Ausnahmen wie Erich Honecker einmal abgesehen.
Interessant sind auch die Ansichten der Doubles über ihren ungewöhnlichen Nebenjob. Knoll sieht sich beispielsweise im Auftrag des Originals unterwegs. Immerhin habe sie als Merkel schon vor wichtigen Funktionären gesprochen.
Gemeinsam ist allen porträtierten Doppelgänger zudem ein gewisser Respekt vor dem Leben oder zumindest vor der Leistung des Originals. Bei Knoll geht das sogar so weit, dass sie inzwischen eine eigene Politkarriere anstrebt. Für die Lübecker Bürgerschaft hat sie bereits kandidiert. Als SPD-Mitglied. Ihr nächstes Ziel ist der Bundestag. „Doppelleben“ gewährt einen spannenden und lehrreichen Blick hinter die Kulissen einer skurrilen Künstlernische.