Disney Disney: Berühmter Zeichner starb im Alter von 95 Jahren

Los Angeles/dpa. - Er brachte «Bambi» zum Leben und schuf «Die Dschungelbuch»-Helden Mowgli und Baloo, dachte sich Figuren für«Schneewittchen und die sieben Zwerge», «Peter Pan» und «101Dalmatiner» aus, zauberte sie aufs Papier und auf die Leinwand. Mit dem Tod des legendären Animationskünstlers Ollie Johnston ist eingroßes Kapitel des Disney-Trickfilms zu Ende gegangen. Er war dasletzte noch lebende Mitglied der berühmten «Nine Old Men», einerGruppe von neun Chef-Zeichnern, die gemeinsam mit Walt Disney dessenerfolgreichste Filme entwarfen. Johnston starb 95-jährig in einemPflegeheim im US-Staat Washington an Altersschwäche, berichtete die«Los Angeles Times» am Dienstag unter Berufung auf das Disney-Filmstudio.
Der kalifornische Trickfilmzeichner hatte Mitte der 1930er Jahreseine Arbeit bei den Disney-Studios aufgenommen. Dort wirkte erzunächst an Kurzfilmen, dann an abendfüllenden Zeichentrickfilmenmit. Zu der langen Liste seiner Werke zählen auch «Alice imWunderland», «Susi und Strolch», «Dornröschen», «Aristocats» und«Robin Hood». Bei einem seiner letzten Einsätze als Chef-Zeichnerschuf er die Katze Rufus für den Film «Bernard und Bianca - DieMäusepolizei» (1977).
Johnston arbeite oft mit dem Zeichner Frank Thomas zusammen, wasdem talentierten Duo im Disney-Studio den Spitznamen «Frank andOllie» einbrachte. Alleine am «Dschungelbuch» mit dem pfiffigenJungen Mowgli und dem Bär Baloo arbeiteten sie mit über 250 Leutenmehr als drei Jahre lang daran, vom groben Entwurf über 320 000Einzelzeichnungen mit charakteristischen Songs und den passendenSprechern ein anrührendes Meisterwerk zu schaffen. «Die Beziehungender Charaktere untereinander müssen langsam und gründlich durchHandlungen, Ausdrücke und Gefühle aufgebaut werden», sagten Thomasund Johnston über ihre Arbeit.
Johnston galt als der Experte für gefühlvolle Momente. «In OlliesSzenen ist die Bandbreite der Emotionen durch ganz feineVeränderungen in den Augen, Mündern und den Händen seiner Figuren zusehen», würdigte der Glen Keane («Die Schöne und das Biest») dieArbeit seines Kollegen. «Ollie fühlte mit seinen Charakterenregelrecht mit. Seine Animation war kein intellektueller Vorgang,sondern es kam aus seinem Innersten heraus», sagte Keane der «LosAngeles Times». 2005 wurde Johnston daher von US-Präsident George W.Bush mit der «National Medal of Arts» ausgezeichnet.
Nach ihrer Pensionierung schrieben Johnston und Thomas gemeinsammehrere Bücher über die Zeichentrickkunst. 2001 waren sie zusammenbei der großen Feier zu Walt Disneys 100. Geburtstag in demVergnügungspark Disney World in Orlando (Florida) auf Einladung vonRoy Disney, Neffe des 1966 gestorbenen Gründervaters, mit dabei.Thomas starb im Jahr 2004 im Alter von 92 Jahren.