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Digitale Klassenzimmer Digital Index 2016 der "Initiative 21": Lehrer fühlen sich unsicher mit digitalen Geräten im Klassenraum

Von Jacqueline Rother 16.11.2016, 17:23
Manche Schulen arbeiten intensiv mit digitalen Geräten, andere gar nicht. Einheitliche Regeln gibt es nicht. (Symbolbild)
Manche Schulen arbeiten intensiv mit digitalen Geräten, andere gar nicht. Einheitliche Regeln gibt es nicht. (Symbolbild) dpa

Berlin - Interaktive Whiteboards, Tablets oder Beamer: Es gibt Dutzende Möglichkeiten, den Unterricht an deutschen Schulen mit digitaler Hilfe zu gestalten. Doch viele Lehrer in Deutschland nutzen immer noch den Overheadprojektor, weil sie zu geringe digitale Kenntnisse haben. Das hat die Sonderstudie „Schule Digital“ des Vereins Initiative 21 ergeben, die jetzt in Berlin vorgestellt wurde. Darin wurde der Status Quo der digitalen Bildung an weiterführenden Schulen ermittelt. Die Daten basieren auf einer Onlineumfrage, an der rund 1400 Lehrer und 1100 Schüler teilgenommen haben.

Fehlende Weiterbildung

62 Prozent der Lehrer sehen demnach mangelnde Kenntnisse als Grund für den geringen Einsatz von digitalen Hilfsmitteln. Es würden zu wenige Weiterbildungsmaßnahmen angeboten, die Lehrkräfte fühlten sich unsicher. Genauso wie die Lehrer selbst finden auch zwei Drittel der Schüler, dass die Lehrkräfte nicht ausreichend für den Gebrauch der Technik ausgebildet sind.

Als weiteren Grund für die geringe Einbindung von Tablets und Co. in den Unterricht nannten zwei Drittel der Lehrer veraltete Geräte. „Die Rechner sind zu alt und zu langsam. Daher kann ich mich zum Beispiel auf die interaktiven Whiteboards nicht verlassen und mache dann halte doch eine Folie“, zitiert die Studie eine Lehrkraft. Die sogenannten Tablet-Klassen, in dem jedes Kind ein eigenes Tablet zum Lernen und Hausaufgaben machen zur Verfügung gestellt bekommt, sind in Deutschland noch die große Ausnahme.

Obwohl das Bildungssystem Ländersache ist, variiert die Nutzung von technischen Geräten nicht nur zwischen den Bundesländern, sondern auch zwischen den Schulen stark. So geben rund 38 Prozent der Schüler an, die Möglichkeit zu haben ihr eigenes Smartphone im Unterricht nutzen zu dürfen. Sieben von zehn Schülern wussten gar nicht, dass sie technische Geräte im Unterricht benutzen dürfen. Auf der anderen Seite sagte fast jeder dritte Schüler, dass er sein Handy in der Schule nicht gebrauchen darf.

Junge Menschen setzen privat auf digitale Medien

Der Digital Index 2016 der „Initiative 21“ zeigt im Bericht zur Lage der digitalen Gesellschaft, dass die jüngste Altersgruppe von 14 bis 19 Jahren – deckungsgleich mit den Befragten der Schulstudie – höchst medienaffin ist. 94 Prozent der Kinder und Jugendlichen nutzen in ihrer Freizeit das Internet auf dem Smartphone. Ähnlich sieht es bei den Lehrern aus.

Die durchschnittliche Internetnutzung der jüngsten Befragten liegt bei fast sechs Stunden täglich. Im Schnitt surfen die Deutschen „nur“ 2 Stunden und 42 Minuten. Schüler (86 Prozent) und Lehrer (97) suchen privat beide sehr häufig in Suchmaschinen nach Inhalten und Informationen. Die Kinder und Jugendlichen wachsen mit der Technik auf, nur zum Lernen wird sie nicht genutzt. Das zeigt, es gibt grundsätzlich eine große Diskrepanz zwischen der Mediennutzung im Privaten und in der Schule.

Norwegen als Vorbild

Digitale Medien müssen ein grundlegender Teil aller Schulfächer sein – das sehen 67 Prozent der Schüler und 72 Prozent der Lehrer so. Vermittelt werden sollen ethnische Grundlagen, der kritische Umgang mit digitalen Themen, zum Beispiel Datenschutz, und der Umgang mit Software. Die „Initiative 21“ fordert, Medienpädagogik schon in die Ausbildung zukünftiger Lehrer zu intergieren.

Dass Lernen mit digitalen Hilfsmitteln kein Hexenwerk ist, beweisen schon andere europäische Länder. So hat Norwegen 2006 ein Ausstattungsprogramm für weiterführende Schule initiiert, bei dem alle Schüler mit Laptops ausgestattet werden. Diese werden auch regelmäßig im Unterricht benutzt.