Dieter Kürten Dieter Kürten: Mutter Teresa des ZDF
WIESBADEN/DPA. - Dieter Kürtens Charme konnte auch Antonie Beckenbauer nicht widerstehen. Und so bat ihr Sohn Franz einst den verdatterten Kürten um ein Autogramm. "Na, na, net für mich, für meine Mutter! Schreib: Für Antonie. I woaß a net wieso, Burschi, aber sie mog di halt gern", entgegnete ihm der Fußball-Kaiser.
Beckenbauer schildert diese Szene in seinem Vorwort zu Kürtens Memoiren "Drei unten, drei oben" (2003). Wem der "Kaiser" ein Vorwort schreibt, der ist als Sportjournalist geadelt. Dieter Kürten, Frauentyp und Grandseigneur des ZDF-Sports, der das "Aktuelle Sportstudio" 375 Mal moderierte, feiert heute seinen 75. Geburtstag.
Den meisten Interview-Wünschen erteilt der Jubilar eine freundliche, aber bestimmte Absage. Das sei ihm zu viel Wirbel um die eigene Person, lässt er übers ZDF ausrichten. Dafür reden andere. Rolf Töpperwien, ebenfalls ZDF-Sportmann mit Kultstatus, sendet schmeichelhafte Grüße: "Unfassbar, er sieht noch so gut aus - wie 65." Für Töpperwien ist der gebürtige Duisburger Kürten "neben Harry Valérien das Gesicht des Sportstudios.
Der gelernte Speditionskaufmann Kürten war beim ZDF "Mann der ersten Stunde". Seit dem 18. März 1963 war er bei den "Mainzelmännern" unter Vertrag, dort fünf Jahre Sportchef (1984-1989) und blieb bis zur Rente "vereinstreu". Bekannt ist Kürten für seine locker-lässigen Plaudereien - ob bei seinen Länderspiel-Moderationen im kultigen Duo mit Karl-Heinz Feldkamp oder im "Sportstudio". Er gilt als "Erfinder des humanen, schmerzlosen Interviews" ("Stuttgarter Zeitung"). Die "Bild"-Zeitung nannte ihn mal "die deutsche Antwort auf Mutter Teresa".
Hinter dem Spott steckte auch eine gute Portion Neid. Denn Kürten bekam sie alle vors Mikro. Er posierte neben der "schwarzen Gazelle" Wilma Rudolph in den Startblöcken des Berliner Olympiastadions und flog im Privatjet der Grafs mit der blutjungen Steffi und deren Vater Peter. Dieter Kürten war Gastgeber, als ein Schimpanse der Frau von "Tarzan"-Darsteller Johnny Weissmüller im "Sportstudio" 1971 das blonde Haarteil vom Kopf riss.
Kürten ist erklärter Gourmet. Er liebt klassische Musik und Jazz, spielt selbst Klavier. Den Medientrubel sucht er heute nicht mehr so wie noch vor fünf oder zehn Jahren. Wenn sich das Who is Who der Branche zum "Ball des Sports" in Wiesbaden trifft, ist der Mann mit dem weiß-silbrigen Haar aber immer wieder gern dabei - und nach wie vor begehrt als charmanter Gesprächspartner.