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"Die Schneekönigin" in der Oper Halle "Die Schneekönigin" in der Oper Halle: Gerdas lange Suche nach Kai

Von Claudia Crodel 20.11.2015, 06:32
Gerda (Anke Retzlaff, M.) macht viele lustige Bekanntschaften.
Gerda (Anke Retzlaff, M.) macht viele lustige Bekanntschaften. Anna Kolata Lizenz

Halle (Saale) - Von einem gelungenen Vorweihnachtstheatererlebnis erwartet man allgemein eine gute Geschichte voller Spannung mit Action, vielen Details und einer Portion Humor. Die Bühnen Halle haben sich Hans Christian Andersens „Die Schneekönigin“ ausgewählt, die jetzt in der Oper als Schauspiel Premiere hatte. „Die Schneekönigin“ ist zweifelsohne eins der wunderbarsten Wintermärchen überhaupt. Aber wie erzählt man eine so bekannte Geschichte, dass sie neu und frisch wirkt?

Auf das Mädchen konzentriert

Das Inszenierungsteam mit Marlis Hirche und Oliver Dassing als Regisseure und Klemens Kühn als Ausstatter scheint dafür genau das richtige zu sein. Ohnehin gelten Hirche und Dassing als Garant für eine erfolgreiche Inszenierung, denkt man nur an ihren Dauerbrenner auf der Publikumslieblingsskala „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“ oder ihre Inszenierung von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ nach dem Kultfilm. Beides haben sie in Halles Kindertheater auf die Bühne gebracht.

Bei der „Schneekönigin“ konzentrieren sie sich stark auf das Mädchen Gerda (Anke Retzlaff) und ihre Suche nach dem verloren gegangenen Kai (Max Radestock), den ein Splitter vom Spiegel des Teufels traf, dessen Herz zu Eis gefror und der in die Fänge der Schneekönigin geriet. Ihr Ansatz bringt mit sich, das die Schneekönigin und ihre Herz-aus-Eis-Welt eher außen vor bleibt, was manchen Zuschauer enttäuschen wird. Aber: Die Inszenierung lebt von einem genialen Einfall, bei dem die Bühne mit nur zwei Bühnenbildern auskommt. Das eine ist die Welt der Schneekönigin, im anderen spielt sich alles andere ab. Sie setzen eine Märchenerzählerin ein (Katharina Brankatschk).

Äußerst witzige Tierfiguren

Sie bedient über einen großen Aufzieh-Schlüssel eine überdimensionale Spieluhr aus der alle vorkommenden Figuren zu stammen scheinen. Diese treten aus der Spieluhr heraus und gestalten die Szenen immer wieder am gleichen Ort, der aber jedes Mal ganz anders ist. Im zweiten Teil gerät die Erzählerin sogar selbst in die Geschichte.

Entführt wird der Zuschauer dabei nach Finnland, hoch in den Norden in eine märchenhafte Welt. Diese ist voll von optisch liebevoll gestalteten und äußerst witzigen Tierfiguren, aber auch beispielsweise von einer Großmutter voller Lebensweisheiten, einer turbulent agierenden Räuberschar und einer urkomischen Armee der Schneeflocken. Besonders besticht die Inszenierung auch durch den Einsatz der Musik (Gabriele Hänel). Die reicht von Vivaldis Jahreszeiten und Smetanas Moldau bis zu „Here comes the sun“ und „Lemon tree“.

Nächste Vorstellungen in der Oper Halle: Freitag (20.11.2015), 18 Uhr, und am 8. Dezember, 10 und 18 Uhr (mz)