Die richtigen Folkrock-Gene: Lukas Nelson

Berlin - Sein leiblicher Vater ist Country-Legende Willie Nelson, das mit den musikalischen Genen stimmt also schon mal. Der „Übervater” heißt Neil Young, für den Lukas Nelson zuletzt mit seinen Kumpels im Studio und live die Backing-Band gab.
Wie ein Hybrid aus gospelgetränkten Folksongs beider Altmeister klingt folglich „Set Me Down On A Cloud”, der gut siebenminütige Opener des neuen Albums von Lukas Nelson & Promise Of The Real (Fantasy/Universal). Ein episches Gitarrensolo lässt erahnen, warum Young diesen 28-Jährigen und seine Promise-Freunde zuletzt mit der monumentalen Begleitband Crazy Horse verglich.
Welch guter Sänger Lukas Nelson ist, hört man erst recht im anschließenden „Die Alone”. Satt groovende Southern-Rock-Elemente im Stil der Allman Brothers und Little Feat bietet danach „Fool Me Once”.
Überhaupt kennt dieser noch junge Musiker die nordamerikanische Musikhistorie wie seine Westentasche. In der achtminütigen Ballade „Forget About Georgia” orientiert sich Lukas Nelson respektvoll, aber nicht epigonal am großen Ray Charles. Der kürzlich gestorbene Glen Campbell hat im sanften Walzer „If I Started Over” und im folkjazzig schwebenden „Just Outside Of Austin” Spuren hinterlassen - diese Melodien erinnern an Campbell-Welthits wie „Gentle On My Mind”.
In Austin/Texas wurde der Willie-Nelson-Spross geboren, bereits mit elf Jahren soll er seinen ersten Song geschrieben haben. Die Musik war ihm auf einmal mehr wert als Surfen, Skateboardfahren und Fußballspielen. „Irgendwann entschied ich mich für die Gitarre, ich war von ihr besessen, übte täglich zehn Stunden und richtete mein ganzes Leben danach aus”, erzählt Lukas Nelson.
Was schon bei Konzerten mit Neil Young und auf dem gemeinsamen Album „The Monsanto Years” (2015) zu besichtigen war, bestätigt sich mit der neuen Platte: Hier kommt ein Riesentalent des US-Folkrocks so richtig auf Touren. Für die weiblichen Vocals hat Lukas Nelson übrigens das tolle Indiepop-Duo Lucius (Jess Wolfe/Holly Laessing) gewinnen können, außerdem - Überraschung! - Lady Gaga auf „Carolina” und „Find Yourself”. In der US-Musikszene bestens vernetzt ist der Bursche natürlich sowieso.
Konzert im Oktober: 20.10. Berlin, Musik und Frieden (dpa)