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Die Prinzen Die Prinzen: So weit, so gut

Von STEFFEN KÖNAU 15.04.2011, 18:00

Halle (Saale)/MZ. - Es ist alles nur erfunden, ausgedacht und nachgemacht. "Es hätte so sein können", schmunzelt Tobias Künzel, "aber es war nicht so." Nur so ähnlich wie im neuen Lied "Wir halten durch" hat der 46-Jährige mit der blonden Mähne die frühen Tage seiner Band Die Prinzen in Erinnerung. Pleiten, Pech und Pannen, Auftritte in dreiviertelleeren Sälen und lauter angesägte Sprossen auf der Karriereleiter. Um den Text zu schreiben, sagt Künzel, habe er sich allerdings mächtig anstrengen müssen. "Wenn man zurückschaut, erinnert man sich ja irgendwie nur noch an die guten Momente."

Und von denen gibt es überreichlich im 20. Jubiläumsjahr der Leipziger Kapelle, die traditionell alles mit dem Mund macht. Riesenhits haben sie gehabt, gigantische Tourneen gespielt, Preise gesammelt und den bis heute geltenden Standard für a capella-Gesang in der Popmusik definiert. Fünf Männer, seit dem festen Einstieg von Bassist Mathias Dietrich und Drummer Ali Zieme sogar sieben, die im richtigen Moment an der richtigen Stelle waren und es schafften, dort nicht viel verkehrt zu machen.

Grund genug für Künzel, seinen Co-Frontmann Sebastian Krumbiegel, für den musikalischen Direktor Wolfgang Lenk und die beiden eher stillen Gründungsmitglieder Henri Schmidt und Jens Sembdner, sich zum Geburtstag den Luxus zu erlauben, "mal über uns selbst zu singen." Vier Lieder auf dem aktuellen Greatest-Hits-Album handeln gewohnt ironisch vom Innenleben des Septetts aus Sachsen. Die Story von "Gabi und Klaus" , mit der sie vor 20 Jahren ihren ersten Hit landeten, wird weitererzählt, "Es war nicht alles schlecht" resümiert das Dasein in der DDR und "Wir halten durch" beleuchtet die Augenblicke vor dem großen Durchbruch. "Auch wenn es sich nicht so anhört", erklärt Künzel, "die einzige Zeit, die wirklich verschenkt war, waren die anderthalb Jahre NVA."

Alles andere kann der frühere Thomaner, der zu DDR-Zeiten mit Amor & Die Kids erfolgreich war, auch im Rückblick noch genießen. Natürlich habe es Zeiten gegeben, die nicht einfach waren. "Aber unsere gemeinsame Chorvergangenheit hat uns immer geholfen, miteinander auszukommen." Auch, weil die Prinzen eben nie eine normale Rockband mit Sänger und halbanonymen Mitmusikern waren. "Bei uns lässt sich nicht einfach so ein Bandmitglied auswechseln, wir wussten immer, dass wir alle aufeinander angewiesen sind."

Die Freiheit, ab und an aus dem Prinzen-Kosmos auszubrechen und sich in Nebenprojekten auszutoben, haben sie sich gegenseitig stets gegeben. Sebastian Krumbiegel, Enkel der halleschen Opernsängerin Philine Fischer, veröffentlichte mehrere Solo-Alben. Jens Sembdner gründete das Projekt Jes41. Künzel tourte immer wieder gemeinsam mit Rockhaus-Chef Mike Kilian und der All-Star-Spaßcombo Final Stap.

"Ich mache aber außerhalb der Prinzen immer nur, was bei den Prinzen nicht geht", sagt der auch als Produzent erfolgreiche studierte Schlagzeuger. Trommeln etwa. "Wir haben einen tollen Drummer." Also sitzt der Sänger Künzel bei Final Stap hinter der Bude und neuerdings auch bei Ruff As Stone, einer Band aus seiner Wahlheimat London, in der Familie Künzel vor einiger Zeit hängengeblieben ist. "Zuerst sollte es nur für ein Jahr sein", sagt Künzel, den die Themse-Metropole völlig überrumpelt hat, "jetzt sind es schon zweieinhalb". Und kein Ende in Sicht. Gemeinsam mit dem Jamaikaner Austin Howard, einst bekanntgeworden durch den Hit "Big Bubbles - No Troubles", bespielt der deutsche Superstar hier die kleinen Klubs. "Ohne große Ambitionen", wie er sagt, "es geht nur darum, zu sehen, was passiert und Spaß zu haben."

Dass der Erfolg am liebsten zu denen kommt, die ihm nicht hinterherlaufen, das hat Tobias Künzel im Leben mehr als einmal erfahren dürfen. Beim Blick auf die aktuelle Musikszene ist er sicher, dass die Prinzen, würden sie heute noch einmal von vorn anfangen, es wieder genauso weit nach oben schaffen würden. "Die Mischung bei uns ergibt einfach eine ganz bestimmte Originalität, die man nirgendwo anders findet."

Nicht einmal in London, obwohl das doch, sagt der gebürtige Leipziger, im Gegensatz zur Pleiße-Metropole "eine richtige Stadt" sei. Dennoch sehe er zwar sehr viele junge Bands", aber doch kaum Innovationen. "Ich warte wirklich auf den neuen Rockmessias", lächelt Künzel, "aber er ist nicht in Sicht." Müssen sie es eben nochmal selber machen. Heute Abend feiern die Prinzen mit einem Heimspiel in der Arena am Sportforum das Finale ihrer Jubiläumstour.