Deutscher Produzent Bober in Venedig erfolgreich
Venedig/Hamburg/dpa. - Mit den beiden deutschen Koproduktionen «Women Without Men» von Shirin Neshat und «Lourdes» von Jessica Hausner hat der Berliner Produzent Philippe Bober bei den 66. Internationalen Filmfestspielen in Venedig mehrere Preise abgeräumt.
Das Drama «Women Without Men» von der iranischen Videokünstlerin Shirin Neshat kürte die internationale Jury unter Vorsitz von Ang Lee mit einem Silbernen Löwen für die beste Regie. Der Spielfilm «Lourdes» über die wundersame Heilung einer gelähmten jungen Frau erhielt am Lido vier Preise in Nebenreihen, darunter den FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik und den SIGNIS-Preis der ökumenischen Jury.
«Ein wichtiger Teil des Erfolgs von Lourdes ist, dass er die Balance zwischen dem Katholizismus und der Kritik an dieser Heilstätte hält», erklärte Bober. «Der Film spricht sowohl Katholiken als auch Atheisten an, weil er respektvoll mit Religion und Krankheit umgeht, aber auch Witze über den Umgang mit Religion enthält.» Mit Hausner, die er 1999 in Cannes in der Nachwuchsreihe Cinéfondation entdeckte, hat der Produzent bereits die Spielfilme «Hotel» und «Lovely Rita» realisiert.
Mit seiner 1987 gegründeten Berliner Produktionsfirma Coproduction Office hat Bober langfristige Kooperationen mit verschiedenen Filmemachern wie Lars von Trier, Ulrich Seidl, Roy Andersson oder Kornél Mundruczó entwickelt. Seine erste internationale Koproduktion war «Europa» des Dänen Lars von Trier, die 1991 in Cannes den Jury-Preis gewann. «Damals war es exotisch, Geld im Ausland zu suchen», erzählt der Produzent. «Heute funktioniert die Filmfinanzierung ohne Koproduktionen fast nicht mehr.» Aus diesem Grunde ist Bober mit seinen Produktionsfirmen in Berlin und Paris sowie seinem Weltvertrieb international aufgestellt.
Um immer wieder neue, vielversprechende Nachwuchs-Talente zu finden, schaut sich der filmbesessene Produzent auf Festivals und Märkten rund 500 Filme im Jahr an. Darüber hinaus programmiert Bober beim Sarajevo Film Festival die Reihe «New Currents» und hat dort mit CineLink einen Koproduktionsmarkt für die Balkan-Länder aufgebaut. «Ich habe in den letzten 22 Jahren viel Zeit damit verbracht, gute Regisseure zu suchen und in einzelne Projekte investiert, um langfristige Partnerschaften aufzubauen», resümiert Bober, auf dessen Konto inzwischen mehr als 100 internationale Auszeichnungen gehen.
Zu seinen nächsten Filmprojekten gehören der Animationsfilm «Memory Hotel» von Heinrich Sabl sowie der mythische Spielfilm «Le quatro volte» von Michelangelo Frammartino. Auf diesen italienischen Regisseur ist Bobers Produktionspartnerin Susanne Marian aufmerksam geworden, die bereits bei Shirin Neshat das richtige Gespür bewiesen hat.