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Deutscher Filmpreis Deutscher Filmpreis: Gold für den Film «Die innere Sicherheit»

22.06.2001, 18:41

Berlin/dpa. - Der Terroristenfilm «Die innere Sicherheit» vonChristian Petzold ist am Freitagabend in Berlin mit dem DeutschenFilmpreis in Gold ausgezeichnet worden. Silberne «Lolas», wie dieStatue jetzt heißt, gingen an das Liebesdrama «Der Krieger und dieKaiserin» von Tom Tykwer und die Pubertätskomödie «Crazy» von Hans-Christian Schmid. Die goldene «Lola» ist mit einer Million Mark(511 000 Euro) dotiert, die silbernen jeweils mit 800 000 Mark.Petzolds und Tykwers Filme hatten zuvor schon die meistenNominierungen erhalten.

Für die beste Regie wurde Esther Gronenborn für ihren Film«alaska.de» über Jugendliche in einer Ostberliner Hochhaussiedlungausgezeichnet, der auch für den besten Schnitt (Christian Lonk)prämiert wurde. Bester Kinder- und Jugendfilm (500 000 Mark) ist«Der kleine Vampir» von Uli Edel.

Die meisten Einzelpreise erhielt jedoch mit insgesamt fünfAuszeichnungen der Psychothriller «Das Experiment» von OliverHirschbiegel, der auch den Publikumspreis als «Deutscher Kinofilmdes Jahres» gewann. Moritz Bleibtreu ist der große Gewinner derSchauspielerpreise - er ist bester Hauptdarsteller und darüberhinaus Gewinner des Publikumspreises «Schauspieler des Jahres».Andere Preise für «Das Experiment» erhielten Justus von Dohnanyi alsbester Nebendarsteller sowie Andrea Kessler und Uli Hanisch für dasSzenenbild.

Die Auszeichnungen wurden auf einer Gala mit 1400 Gästen in derStaatsoper Unter den Linden von Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) in Anwesenheit von Bundeskanzler Gerhard Schrödervergeben. Schröder würdigte dabei Hollywood-Altmeister Billy Wilder,der am selben Tag 95. Geburtstag hatte. Wilder, der in Berlin seineersten Drehbücher geschrieben und zwei Mal den Deutschen Filmpreiserhalten habe, sei einer «der ganz Großen des Kinos». Der Kanzlerrief ihm «von Boulevard zu Boulevard, von Unter den Linden zumSunset Boulevard» einen herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag zu.

Bester Hauptdarsteller wurde Moritz Bleibtreu für seine Rollen in«Das Experiment» und «Im Juli», beste Schauspielerin Katrin Saß fürihre Rolle in «Heid M.» über das Schicksal einer Kauffrau in Berlin-Mitte. Beste Nebendarsteller sind Antje Westermann («Gran Paradiso»)und Justus von Dohnanyi («Das Experiment»).

Bester Dokumentarfilm ist «Havanna, mi amor» von Uli Gaulke überden Alltag von Familien in der kubanischen Hauptstadt. In derKategorie «Hervorragende Einzelleistungen» ging ein Filmpreis auchan Gero Steffen für seine Kameraarbeit bei dem Film «Frau2 suchtHappyEnd». Den diesjährigen Ehrenpreis erhielt der TrickfilmzeichnerCurt Linda, dessen Handschrift unter anderem Filme wie «DieKonferenz der Tiere» und «Die kleine Zauberflöte» tragen. Besterausländischer Film ist «In the Mood for Love» von Wong Kar-wai(Hongkong), der auch schon den französischen Cesar und denEuropäischen Filmpreis gewann.

Der oft gescholtene deutsche Film steckt nach Ansicht Schrödersnicht in der Krise. Es sei nicht so, dass deutsche Filmemacher unddeutsche Schauspieler keinen Erfolg hätten - auch wenn ein paarJahre lang kein deutscher Beitrag zum Wettbewerb nach Canneseingeladen worden sei. Deutschland habe mit seiner Filmindustrie,dem Fachwissen und der Infrastruktur die Voraussetzungen,«hervorragende, große und wie man gesehen hat auch sehr teure Filmezu realisieren.»

Der Kanzler sprach sich gegen eine Quote für deutsche Filme aufdem heimischen Markt aus. «Protektionismus, welcher Art auch immer,ist in der internationalisierten Filmwirtschaft nicht sehrhilfreich.» Schröder warnte die Filmbranche davor, «einseitig nachAmerika zu schielen oder Hollywood nachahmen zu wollen». Eineuropäisches, kommerzielles Kino, das sich auch im Wettbewerb mitden großen amerikanischen Studios durchsetzen könne, gebe es längst.