1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Deutsch-türkische Rapper mischen den Hip-Hop auf

Deutsch-türkische Rapper mischen den Hip-Hop auf

Von Matthias von Viereck 24.01.2008, 07:58

Berlin/dpa. - Sie haben türkische Wurzeln, rappen aber meist auf Deutsch: Hip-Hop-Musiker wie Kool Savas oder Eko Fresh. Unlängst haben beide neue Alben veröffentlicht und damit unterstrichen, wie wichtig deutsch-türkische Rapper für den hiesigen Hip-Hop sind.

Kool Savas' Album «Tot oder Lebendig» erreichte die Top Ten der Charts. Fachblätter widmeten Eko Fresh und Kool Savas Titelgeschichten. Die CDs der beiden Deutsch-Türken gehören zu den spannendsten Hip-Hop-Veröffentlichungen des Jahres 2007. In den 90ern waren türkische Rapper, die es nicht nur in Berlin gibt, maßgeblich an der Entwicklung des Deutsch-Rap beteiligt.

«Ich habe türkisches Blut in mir und einige türkische Verhaltensmuster», sagt Kool Savas, der als Kind fünf Jahre in der Türkei lebte, bevor er mit der Familie nach Deutschland kam. Selbstbewusst erklärt er nun: «Ich bin ein Zeichen gelungener Integration.» Eko Fresh, 1983 in Mönchengladbach geboren, sagt: «Ich bin der Vorzeigetürke des deutschen Rap.»

Kool Savas, alias Savas Yurderi, hat kein Problem mit der Bezeichnung «deutsch-türkischer Rapper». Doch sieht sich der 32- Jährige, der als Pionier des harten deutschen Rap gilt, «eher als Weltbürger». Eko Fresh (bürgerlich: Ekrem Bora) hat ebenfalls nichts dagegen, als deutsch-türkischer Rapper bezeichnet zu werden. Fresh sieht gar Parallelen zu den USA: «Es ist ein bisschen wie in Amerika, wo sich auch die Minderheit der Rapmusik bedient.»

«Ich nenn' es nicht türkisch-stämmigen Rap», sagt dagegen Aziza A. (Alev Azize Yildirim). Sie war Teil der ersten Welle deutsch- türkischer Rapper, veröffentlichte schon 1997 ihr Album «Es ist Zeit». Die in Berlin geborene Türkin findet: «Jeder der auf Deutsch rappt, gehört zum deutschen Hip-Hop.» Neben Aziza A. (Jahrgang 1971) gehörten in den 90ern Gruppen wie Fresh Familee, Cartel oder Islamic Force zu den Pionieren des türkischen Rap in Deutschland.

Keineswegs abfällig gemeint ist es, wenn türkischstämmige Künstler von «Kanaken-Rap» sprechen. Auch Eko Fresh benutzt das Wort und meint es positiv: «Ich habe den Kanaken-Rap auf den Mainstream-Level gebracht», sagt der Deutsch-Türke, dem das Jugendmagazin Bravo anlässlich seines neuen Albums «Ekaveli» zwei Seiten widmete. Das Ganze ist für den in Köln lebenden Rapper jedoch eher eine Stilfrage: «Auch Deutsche wie Sido machen eigentlich Kanaken-Rap», sagt Fresh.

Gerade im Vergleich mit Sido und anderen Rappern des umstrittenen Berliner Hip-Hop aber zeigen sich Eko Fresh und Kool Savas nun sehr erwachsen. Berliner Hip-Hop, als dessen Protagonist Rüpelrapper Sido gilt, sorgte auch 2007 für negative Schlagzeilen. Im November soll der Hip-Hop-Musiker Fler nach einer MTV-Sendung in Berlin von bewaffneten Männern attackiert worden sein, der Rapper G-Hot sorgte mit einem schwulenfeindlichen Song für Aufregung.

Fresh dagegen verzichtet auf seiner neuen CD fast gänzlich auf Beschimpfungen. Savas warnt in dem Song «Krank» vor «Herzlosigkeit» und stellt fest: «Einige sprechen nur noch mit Waffen.» Savas, der in Heidelberg lebt, möchte ein Vorbild für «alle Kids» sein, Fresh spricht von einem Verantwortungsgefühl gegenüber türkischen Jugendlichen. «Mein Viertel ist das Kreuzberg von Köln, es gibt dort eine große türkische Community.»

An die türkische Community in Städten wie Berlin dachte wohl auch Kool Savas, als er einen besonderen Gast einlud. Der Großvater des Deutsch-Türken spricht auf dem Album auf Türkisch «über Erziehung», wie Savas erklärt. Und doch hört man auf den meisten Platten wenig Türkisch. Savas hat dafür eine einfache Begründung: «Ich rappe lieber auf Deutsch, da ich das viel besser kann.»