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Design Design: Kampf dem «Gelsenkirchener Barock»

28.04.2009, 12:49
Möbeldesigner Rudolf Horn sitzt in seiner Wohnung in Leipzig in einem von ihm entworfenen Sessel. (FOTO: DDP)
Möbeldesigner Rudolf Horn sitzt in seiner Wohnung in Leipzig in einem von ihm entworfenen Sessel. (FOTO: DDP) ddp

Halle/dpa. - Bei einem Festakt am Dienstagabend und einem Kolloquium amMittwoch auf der Burg Giebichenstein wollte der Jubilar auch selbstdabei sein. Horn, der 30 Jahre lang an der Kunsthochschule auf derBurg lehrte, hat unter anderem die Hellerauer Möbelserie MDW und einvariables Polstermöbelprogramm entworfen. «Es ist ein bedrückenderZustand, wenn ich jetzt durch die Möbelgeschäfte gehe und sehe: esist nicht viel passiert seit den 60er Jahren», sagte der Verfechterder schlichten und kombinierbaren Möbel im Stil von Ikea am Dienstag.

Horn wurde am 24. Juni 1929 im sächsischen Waldheim geboren, wo erals Jugendlicher von seinem Zeichenlehrer mit dem Satz empfangenwurde: «Für wen willst Du das machen?» Diese Frage wurde Leitmotivfür seine Arbeit. Horn entwickelte Möbel oder Wohnungseinrichtungen,die variabel waren und vom Käufer individuell zusammengestellt werdenkonnten. Seine Möbelserie MDW (Möbelprogramm Deutsche Werkstätten)wurde im sächsischen Hellerau 24 Jahre lang in wechselnden Variantenproduziert.

«In den 50er und 60er Jahren gab es Sehnsüchte, alles zuschmücken und mit Ornamenten zu versehen. Ein Möbel, das kein Obenund kein Unten hat, wurde damals abgelehnt», beschrieb Horn dasUmfeld seiner Anfangsjahre. Das von ihm entwickelten schmuckloseInventar sei vor allem von jungen Leuten gut angenommen worden.Leider gebe es aber noch heute in den meisten Möbelgeschäften«Gelsenkirchener Barock». «Es ist so, als ob sich seit den 60erJahren im Geschmacksbild der Menschen nichts getan hat», sagte Horn -und lobte Ikea als Gegentrend.