Design-Ausstellung in Berlin Design-Ausstellung in Berlin: Sachsen-Anhalt zeigt seine Reize

Berlin/MZ. - Was für ein Aufsehen! Kaum hatte der Bundespräsident sein Grußwort zur Ausstellungseröffnung begonnen - rums, fiel eine junge Dame in Ohnmacht. Zum Glück nicht Ernstes, erfuhr die Gästeschar bald. Wenig später war die Magdeburger Designerin wieder fit und konnte dem Gastgeber Johannes Rau und Wolfgang Böhmer, den Ministerpräsidenten des eingeladenen Landes Sachsen-Anhalt, die Funktionsweise ihres Exponats höchstpersönlich erläutern.
Mit dem ersten Teil ihres Auftritts am Dienstag im Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten, haderte Anne Grüngreiff später gleichwohl immer noch - dabei ist ihr "Pocket pate", ein handlicher Rundling, ein richtiger Wurf. Beim Lucky Strike Junior Design Award 2003 gibt es immerhin eine Anerkennung für das Ufo-ähnliche Objekt. Grüngreiffs Idee: Eine praktische Gedächtnishilfe für ältere und kranke Menschen zu bauen, die aus dem Handgerät und einer Betreuerplattform im Internet besteht, die per Mobilfunktechnik miteinander kommunizieren.
Die praktische Umsetzung der Studie steht freilich (wie bei einigen anderen Entwürfen) noch dahin, eines aber macht die Schau überzeugend deutlich: Das kleine (und arme) Land Sachsen-Anhalt ist doch zumindest reich an Fantasie und Kreativität. Letzteres soll sich, auch dank der Schau an höchst prominentem Berliner Ort, endlich herum sprechen. Wolfgang Böhmer hat es in seiner nüchternen Art auf den Punkt gebracht: "Wir haben das Problem, noch nicht so bekannt zu sein, wie wir es gern wären."
Rau hatte zuvor launig auf Traditionen und die 3600 Jahre alte Sternenscheibe von Nebra verwiesen: So lange schon verstehe man etwas von Design in Sachsen-Anhalt. Böhmer nahm den Ball heiter auf. In der Tat habe man in der Staatskanzlei überlegt, ob die Sternenscheibe nicht ein geeignetes Ausstellungsobjekt für die Präsentation im Schloss Bellevue sei. Aber die Scheibe, so der Regierungschef, verdankten wir ja eher dem Zufall.
Was die vierwöchige Schau den Gästen des Hauses vermitteln will, ist etwas ganz anderes: Neben Glanz (und Elend) der Geschichte gab und gibt es Innovation in diesem Land: So ist es nur sinnfällig, das man den Arbeiten junger Designer von den Hochschulen in Dessau, Halle und Magdeburg Klassiker wie die Schreibtischleuchte "Kandem" der Bauhäuslerin Marianne Brandt zugesellt. Aufsehen ist jedenfalls willkommen.