Der schönste Film der Welt Der schönste Film der Welt: "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel"

Moritzburg/MZ - Es ist wieder soweit: Die Weihnachtszeit naht und mit ihr ein Ritual, ohne dass es nicht geht. Die inflationäre Ausstrahlung des Märchenklassikers „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ im Fernsehen wird auch in diesem Jahr Millionen Zuschauer vor die Geräte locken (obwohl gefühlt inzwischen jeder Haushalt auch eine Videokassette oder DVD besitzen muss). Für den wirklich harten Kern der Fans ist es dabei Ehrensache, möglichst keinen Sendetermin zu verpassen.
Auf der Suche nach dem Geheimnis dieses Streifens haben sich seine vom überwältigenden Interesse überraschten Macher und Heerscharen von Fans und Journalisten die Zähne ausgebissen - gefunden hat es niemand, wie es sich für ein Märchen gehört. Der schier übermächtige Erfolg lässt einfach nicht nach - es entstehen immer neue Fan-Generationen.
Romantischer Liebeszauber im Schneegestöber
Und ehrlich: Was brächte es denn, genau zu wissen, warum gerade diese Aschenbrödel-Verfilmung so erfolgreich ist? Es reicht völlig aus, sich ihrem Zauber einfach hinzugeben (16 mal im Dezember-TV!) und Aschenbrödels Schönheit zu genießen. Libus?e Safránková war erst 19 Jahre alt, als der Film entstand. In späterer Zeit hat sie nie wieder Termine als Aschenbrödel wahrgenommen.
Oder man staunt, dass Schimmel Nikolaus sich im Film immer wieder verändert - weil ein Pferdetransport in die CSSR wegen Maul-und-Klauenseuche unmöglich war und dort mit einem anderen Pferd gedreht werden musste. Oder man nimmt sich vielleicht sogar vor, auf der Treppe der Moritzburg bei Dresden der Herzensdame einen Heiratsantrag zu machen. Etwas, was gar nicht mehr so selten ist, - schwören zumindest die Moritzburger.
Unsterbliche Musik
Die Musik ist einzigartig und ein Ohrwurm, doch Filmkomponist Karel Svoboda gelangen noch mehr große Würfe. Er schuf zum Beispiel auch die Melodien für die Zeichentrickserie „Wickie und die starken Männer“ und für „Biene Maja“. Diesen Titelsong trällerte Karel Gott, und wer einmal eine tschechische oder andere Filmversion des Aschenbrödels sieht, wird staunen, dass das Hauptmotiv auch dort ein Karel-Gott-Lied ist. Einem WDR-Redakteur war das zu viel und er ließ Gotts Stimme aus der Original-Filmmusik herausmischen. Obwohl der Film beim WDR 1975 lief, in der DDR dagegen schon 1974, blieb es bei der Fassung ohne Karel Gott. Es dauerte 30 Jahre, bis die erste CD mit dem Soundtrack erschien.
Winterwunderland für den Dreh
Um die Entstehung des Märchenstreifens in den Wintermonaten ranken sich zwei Gerüchte. Einerseits heißt es, Regisseur Václav Vorlícek habe sich vom Gemälde „Jäger im Schnee“ inspirieren lassen, das er einmal in Wien gesehen hatte. Weit weniger poetisch ist die Erklärung, dass es beim Kooperationspartner DEFA im Sommer genügend Aufträge gab und die Dreharbeiten deshalb in die Wintermonate verlegt wurden.
Wie auch immer, der Winterdreh mit seinen Schneelandschaften erwies sich als überaus vorteilhaft für die Atmosphäre des Films, sorgte allerdings auch für allerhand Verdruss. Einerseits war es bitterkalt, wie sich alle Beteiligten erinnern. Andererseits waren die Schneehöhen verschieden, wie aufmerksame Zuschauer unschwer feststellen können. Bei den Außenaufnahmen, die auf tschechischer Seite entstanden, liegt weitaus mehr Schnee als in Moritzburg.
Gezeigt wurde „Drei Haselnüsse?.?.?.“ in rund 50 Ländern. Noch zwölf Jahre nach der Premiere erhielt der Regisseur auf den Philippinen dafür eine Auszeichnung.
Kulturerbe Kostüme
Die wichtigsten Kostüme des Films erklärten die Prager Filmstudios Barrandov inzwischen zum nationalen Kulturerbe - nachdem sie früher jedermann ausleihen konnte. Wer genau hinschaut, kann im Film sehen, dass es mehrere Ballschuhe gibt - ein Paar wird getragen, eines mit höheren Absätzen dient zur „Anprobe“.
Auf ins Schloss
Zum vierten und vorerst letzten Mal lädt das Barockschloss Moritzburg bei Dresden noch bis zum 2.?März 2014 zur Ausstellung „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel - Ein Mythos?“ ein. In den vergangenen Jahren kamen 450?000 Besucher, in diesem Jahr waren es bereits über 16?000. Die Ausstellungsfläche vergrößerte sich im Laufe der Zeit von 400 auf über 2?000 Quadratmeter.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Karten 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro, Zeitfenstertickets vorab über die Internetseite der Moritzburg