Der «Schmusepapst» rockt: Tour-Auftakt von Laith Al-Deen
München/dpa. - München Mit Begeisterung haben rund 1400 Fans in der Münchner Tonhalle am Dienstagabend den Tournee-Auftakt des deutschen Pop-Sängers Laith Al-Deen gefeiert. Nach zwei etwas behäbigeren Anfangsnummern sprang spätestens bei «Dein Lied», Al-Deens Hit aus dem Jahr 2002, der Funke auf das Publikum über.
«Wir sind gleichermaßen nervös wie ihr vielleicht auch», gestand der 35- Jährige, der nach einer zweijährigen kreativen Auszeit erstmals wieder mit seiner Band auf Tournee ist. Doch der als «Schmusepapst» bekannte Deutsch-Iraker erfüllte die Erwartungen der Fans und zeigte, dass er live auch rocken kann dank seiner eingespielten Band und zweier fulminanter Bläser.
Neben bekannten Titeln wie seinem Erstlingshit «Bilder Von Dir» spielte Al-Deen in der nicht ausverkauften Tonhalle vor allem Lieder aus seinem neuen Album «Die Liebe Zum Detail». Mit einer Funk-Rock- Version von «Keine Wie Du», Al-Deens bislang erfolgreichster Hit- Single, brachte er das Publikum zum Toben. Weitere Höhepunkte waren der poppige Titel «Stille», bei dem zur Abwechslung auch düstere Töne durchklangen, sowie «Frag Nicht», das mit einem Trompeten-Solo und lateinamerikanischen Rhythmen daherkam.
«Ich drücke allen die Daumen, die seit einer Stunde Anmachversuche unternehmen», rief Al-Deen seinem größtenteils aus Paaren bestehenden Publikum zu. Denn der charmante Karlsruher, der mit zweitem Namen Sascha heißt und in Mannheim sowie den USA aufwuchs, zieht inzwischen nicht nur pubertierende Mädchen und verträumte Hausfrauen an. Ein Blick ins Publikum zeigt: Auf Al-Deen kann sich offenbar die gesamte «Generation Golf» einigen. Entsprechend massentauglich ist auch Al- Deens neues, inzwischen fünftes Studioalbum «Die Liebe Zum Detail», das zeitweise Platz drei der deutschen Albumcharts erreichte. Das zentrale Thema der Platte ist die Liebe, zumal Al-Deen während seiner Auszeit in den USA seine heutige Frau kennenlernte.
Umso überraschender ist das politisch anmutende Musikvideo zu Al- Deens neuester Single-Auskopplung «Es Wird Nicht Leicht Sein», in dem Demonstrationsszenen aus Heiligendamm in schwarz-weiß zu sehen sind. Eine konkrete Botschaft weist Al-Deen jedoch weit von sich. «Das Lied beschreibt die Situation zweier Menschen, die sich zu etwas entschließen», sagte Al-Deen der dpa vor dem Konzert. Er persönlich fand die Idee der Plattenfirma, Bilder aus Heiligendamm zu verwerten, «grenzwertig». Der Sänger betonte, dass das Video individuell auszulegen und er selbst «kaum» politisch sei.
Al-Deen bewegt sich lieber im sicheren Gewässer der Liebeslyrik. Obwohl er privat gerade an einer Rock-Platte bastelt die jedoch nicht veröffentlicht werden soll bekennt er sich zum Mainstream. «Niemand hat etwas dagegen, cool, angesagt oder trendy zu sein», sagte er. Doch er habe oft miterlebt, wie hippe Erscheinungen gemeinsam mit dem Trend nach kurzer Zeit von der Bildfläche verschwanden. Zu seinen Konzerten kämen die Fans dagegen nur aus Liebe zur Musik. Doch vielleicht traut er ihnen nicht genug zu. Beim jüngsten Konzert in München jedenfalls honorierte das Publikum dankbar jede Abweichung von dem massentauglichen, bisweilen als monoton kritisierten Al-Deen-Sound. Erst nach drei Zugaben und zwei Stunden auf der Bühne ließ es den rockenden «Schmuse-Papst» gehen. (dpa)