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Der Knall am Ende bleibt aus Der Knall am Ende bleibt aus: Goethes Werther-Stoff als Ballett inszeniert

Von Joachim Langehalle 24.04.2017, 19:38
Johan Plaitano (Albert, l.), Yuliya Gerbyna (Charlotte), Michal Sedláček (Werther)
Johan Plaitano (Albert, l.), Yuliya Gerbyna (Charlotte), Michal Sedláček (Werther) A. Kolata

Halle (Saale) - „Die Leiden des jungen Werther“ waren 1774 Goethes Durchbruch. Er setzte Modetrends - es heißt, bis hin zum Selbstmord. Und er hatte Folgen. Ulrich Plenzdorfs Adaption ist nur eine davon. Seine „Neuen Leiden des jungen W.“ waren ab 1972 Kult auf der Theaterbühne in Halle. Nun also folgt das Ballett.

Gerade hatten Halles Ballettchef Ralf Rossa und seine Company in der Raumbühne Heterotopia mit ihren „Groovin’ Bodies“ einen genialen und höchst erfolgreichen Wurf abgeliefert. Vom neuen „Werther“-Ballettabend kann man das leider nicht sagen.

Den Jubel der Ballettfans nach einer Premiere hat man in Halle schon deutlich enthusiastischer erlebt. Dabei gab es den Mix aus Musik von Brahms (Symphonie für Streicher) und des Letten Peteris Vasks (71) zu Rossas Goethe-Deutung von den Musikern der Staatskapelle unter ihrem ersten Kapellmeister Michael Wendeberg live. Und auf der Bühne bot Rossa sein ganzes Ensemble auf.

Er hatte mit Solotänzer Michal Sedláček als Werther, Yuliya Gerbyna als Charlotte und Johan Plaitano als deren Bräutigam Albert exzellente Protagonisten zur Verfügung. Mechthild Feuerstein hat alle in heutige Kostüme gesteckt. Kein Hauch von Goethezeit. Was kein Nachteil sein muss.

Doch zu wirklich neuen Leiden des jungen W. führt das nicht. Eher zu einem durchdeklinierten „Ein Dreieck ist ein Dreieck ist ein Dreieck“. Werther liebt Charlotte, die ist aber mit Albert verlobt. Und dabei bleibt’s. Punkt - das heißt Schuss und aus. Den Knall am Ende erspart uns Rossa.

Doch nicht die Vorführung der Grenzen des tänzerischen Vokabulars, an die es ihn immer dann treibt, wenn er etwas erzählen will und dieses Erzählen nicht wirklich in Tanz übersetzt. Was er ja erwiesenermaßen kann. Das Stück changiert über die 100 pausenlosen Minuten zwischen einem Ensemble mit vereinzelten und paarweisen wie improvisiert wirkenden Bewegungen zwischen Körperlust und Lebensfreude - und der unglücklichen Ménage à trois.

„Ich werde geliebt, also bin ich“ ist der poetische Untertitel des Abends. Ach ja?

››Nächste Aufführungen: am 5. Mai um 19.30 Uhr und 7. Mai um 15 Uhr (mz)