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«Der Klang des Herzens» rührt auf DVD

21.07.2008, 08:08

Hamburg/dpa. - Ein Waisenjunge glaubt daran, dass seine leiblichen Eltern am Leben sind und die Musik, die er über alles liebt, sie zueinander führen wird. Im Großstadtgetümmel New Yorks folgt er seiner Intuition und begibt sich auf die Suche.

Wer diesen Plot liest, kann eigentlich nur mit den Augen rollen. Und tatsächlich ist «Der Klang des Herzens» (Originaltitel «August Rush») an Emotionen, kitschigen Bildern (Vollmond!) und schicksalhaften Wendungen kaum zu überbieten. Doch wer sich auf dieses moderne Märchen und die Musik einlässt, den wird dieser Film auf einer wahren Tränenflut dahintragen.

Dass dieser Streifen, der in der vergangenen Vorweihnachtszeit anlief, funktioniert, ist letztlich auch seinen Darstellern zu verdanken. Allen voran Freddie Highmore, dem neuen britischen Kinder- /Jugendstar («Die Geheimnisse der Spiderwicks», «Arthur und die Minimoys»), der mit minimaler Mimik zu Tränen rührt. Aber auch der irische Frauenschwarm Jonathan Rhys-Meyers («Match Point») betört - unter anderem mit selbstgesungenen Rockliedern. Nicht zu vergessen Robin Williams («One Hour Photo») als gescheiterter Musiker und Gauner Wizard.

Die - eigentlich haarsträubende - Story: Die blutjunge, hochbegabte Cellistin Lyla (Keri Russell) verbringt einen folgenreichen One-Night-Stand mit dem jungen irischen Rockmusiker Louis (Rhys-Meyers) über den Dächern von New York. Ihr ehrgeiziger Vater verhindert, dass die Liebenden sich wiedersehen. Als die hochschwangere Lyla einen Autounfall hat, schwindelt ihr Vater ihr vor, sie habe das Kind verloren. Dabei hat der Unhold die Unterschrift gefälscht und seinen Enkel zur Adoption freigegeben.

Zeitsprung: Der elfjährige Evan (Freddie Highmore) fristet ein freudloses Dasein im Waisenhaus. Nur sein unerschütterlicher Glaube, dass seine Eltern ihn finden werden, hält ihn aufrecht. Und seine Freude daran, überall in der Natur Musik zu hören. Tief in seinem Inneren ist er davon überzeugt, dass die Musik das Bindeglied zu seinen Eltern ist. Er flüchtet aus dem Heim und macht sich in New York auf die Suche. Er gerät unter die Fittiche des Gauners Wizard (eine moderne Version des alten Diebes Fagin aus Charles Dickens «Oliver Twist»), der musikalisch begabten Straßenkindern eine Zuflucht bietet, ihre Talente aber gnadenlos ausnutzt. In Evan, dem er den Künstlernamen August Rush verpasst und damit seine Spuren verwischt, sieht er seine große Chance als Musikagent gekommen. Wie durch ein Wunder führt es aber auch Lyla und Louis auf den verschlungenen Pfaden der Musik wieder nach New York.

Dramatische Verwicklungen erhöhen den Spannungsbogen dieser sehr vorhersehbaren Geschichte. Regisseurin Kirsten Sheridan, die Tochter des irischen Filmemachers Jim Sheridan («Mein linker Fuß») steht zu der märchenhaften Anmutung ihres Films. Ganz bewusst setzt sie auf die Macht der Musik, die von Klassik über Rock bis zu Klangexperimenten reicht. Die Kompositionen waren 2008 für den Oscar nominiert. Eine wahre Sinfonie der Großstadt. Auch wenn der Taschentuchverbrauch bei «Der Klang des Herzens» rasant ansteigt, lohnt sich dieser Film - allemal fürs Heimkino, denn dann muss man wenigstens nicht mehr mit verheultem Gesicht vors Kino treten.

www.universum-film.de