Der Globus als Vermächtnis - Vor 500 Jahren starb Martin Behaim
Nürnberg/dpa. - Er steht in einer Reihe mit Albrecht Dürer, Veit Stoß, Adam Kraft, Peter Henlein und Hans Sachs: Martin Behaim zählt zu den bekanntesten Repräsentanten des «Goldenen Zeitalters» der Renaissance in Nürnberg.
Untrennbar ist der Name des Forschers und Abenteurers mit dem «Behaim-Globus» verbunden, der ältesten erhaltenen Weltkugel aus dem Jahr 1492, die heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg steht. Vor 500 Jahren, am 29. Juli 1507, ist Behaim verarmt in Lissabon gestorben.
Behaim war eine schillernde Gestalt - Kaufmann, Seefahrer und Entdecker zugleich, «ein früher Global Player, um dessen bewegtes Leben zwischen seiner Heimatstadt, Flandern, Portugal, Südafrika und den Azoren sich vielerlei Überlieferungen und Mythen ranken», wie es in einer städtischen Darstellung heißt. Noch immer sei vieles aus Behaims Leben «vage und spekulativ», schreibt der Historiker Reinhard Jakob im neuen «Norica»-Heft des Stadtarchivs Nürnberg.
Immerhin weiß man, dass er am 6. Oktober 1459 in einem Haus am Nürnberger Hauptmarkt, gegenüber der Frauenkirche, geboren wurde. Die Familie trieb Handel und gehörte zum Patriziat. Der Sohn absolvierte eine Ausbildung zum Tuchhändler im flandrischen Mecheln und in Antwerpen. 1482/83 hielt er sich hauptsächlich in Nürnberg auf, ehe er wieder nach Antwerpen ging.
Doch schon bald brach Behaim zu neuen Ufern auf. «Betrachten wir die Nachrichten, die aus den Jahren 1484 bis 1486 überliefert sind, so stellen wir fest, dass sich Behaim auf einem noch völlig unbekannten Terrain tummelte: der Seefahrt», schreibt Historiker Jakob. Behaim gelangte nach Portugal und unternahm von dort offenbar mehrere Afrika-Reisen. Auf dem berühmten Globus ist vermerkt, dass er 1485 an der Westküste Afrikas unterwegs war. Nach seiner Rückkehr wurde er in Portugal zum Ritter geschlagen und heiratete in den portugiesischen Adel ein.
Erst 1490 führte eine Erbschaft den Abenteurer wieder in seine Heimatstadt. Dort kam es zum Streit mit den Geschwistern, und erst drei Jahre später kehrte Behaim nach weiteren abenteuerlichen Stationen nach Portugal zurück.
Während seines Nürnberger Aufenthalts entstand sein berühmtestes Werk: der Globus. Zunächst wurde eine Lehmkugel gefertigt und darüber eine «Haut» aus Stoff, Papier und Leim gelegt. Der Miniaturen-Maler Georg Glockendon bemalte nach Behaims Anweisungen die äußere Schicht. 15 Wochen soll er dafür gebraucht haben. Bezahlt wurde der Globus vom Nürnberger Rat.
Der «Erdapfel» stammt aus dem Jahr 1492 und konnte natürlich Amerika noch nicht zeigen, das im selben Jahr von Christoph Kolumbus entdeckt wurde. Auch sonst schlichen sich viele Fehler ein. Insgesamt zeigt er «eine Mischung traditioneller geographischer Vorstellungen und aktueller Erkenntnisse» (Jakob). Warum Behaim den Globus überhaupt schuf, ist nicht ganz klar. Fachleute halten es für möglich, dass er damit die Nürnberger Ratsherren und Kaufleute für eine Entdeckungsfahrt auf dem Seeweg nach Westen gewinnen wollte.
«Der Globus war das zweite kulturelle Großprojekt der 90er Jahre in der Reichsstadt Nürnberg», schreibt Jakob. Aus der selben Zeit stammt auch die Schedelsche Weltchronik des Nürnberger Humanisten Hartmann Schedel (1440-1514), ein wichtiges Zeugnis der Buchdruckkunst. Die Erinnerung an Behaim wird heute in Nürnberg unter anderem mit dem «Martin-Behaim-Gymnasium» und mit einem Denkmal auf dem Theresienplatz wach gehalten.