Erstes Deutschlandkonzert der neuen Tour Depeche Mode Tour Deutschland: Global Spirit Tour in Leipzig

Leipzig - Was für ein Tour-Auftakt! Mit ihrem ersten Deutschland-Konzert in diesem Jahr begeisterte die britische Kult-Band Depeche Mode am Samstag rund 70.000 Zuschauer unter freiem Himmel auf der Leipziger Festwiese.
Zum sechsten Mal gastierte die Synthie-Pop-Gruppe nun schon in der Messestadt und schien auch bei ihrer aktuellen „Global Spirit-Tour“ in den Leipzigern ein dankbares Publikum gefunden zu haben. Nachdem drei Vorbands die frühen Besucher bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um die 30 Grad-Marke vier Stunden lang unterhielten, startete das Trio seine Show pünktlich um 20.45 Uhr.
Eine zweistündige Power-Show aus Altbekanntem und Neuem. Das Repertoire der drei Briten um Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher reichte dabei von tanzbaren Hits aus den 80er Jahren wie „Enjoy the Silence“, „Personal Jesus“ oder der Klassiker „Walking in my shoes“ bis hin zu einer großen Bandbreite aus dem aktuellen Album „Spirit“, das eher düster und melancholisch, aber auch wieder politischer ist.
So waren eingefleischte Fans auch bei wenige Monate alten Auskopplungen wie „Where’s the revolution?“ textsicher. Worte, die das Weltgeschehen aufgreifen und kritisieren sollen. Ähnlich wie „Everything counts“, das seit 2005 erstmalig wieder auf der Songliste stand.
Depeche Mode bei der Global Spirit Tour in Leipzig: Heroes als Zugabe
Das Original aus dem Jahr 1983 soll die Schattenseiten der Musikindustrie und die Geldgier des Kapitalismus verdeutlichen. Mit einer Cover-Version von „Heroes“ als Zugabe würdigten die Insulaner das Werk des 2016 verstorbenen David Bowie – selbst Brite und einst Idol von Depeche Mode-Sänger Dave Gahan.
Von Fans der ersten Stunde, der heutigen Generation Ü50, die 1984 bereits die erste Hitsingle „People are People“ feierte, bis hin zu den 25- bis 30-Jährigen, die das Liedgut der Kultband durch ihre Eltern mitbekommen haben oder einfach dem Hype um die Band auf den Grund gehen wollen: Das Leipziger Publikum war wie immer bunt gemischt.
Seit 1980 besteht die Gruppe unter dem Namen, über dessen Aussprache sich nicht immer alle einig sind und der auf ein französisches Modemagazin zurückgeht. Gahan und Gore, inzwischen 55, sind die Gesichter der Band und für die Fans untrennbar mit Hits ihrer Jugend verbunden. Martin Gore, der die Mehrheit der Texte schreibt, findet seine Bühne auch an diesem Samstagabend mit Solo-Nummern wie „Home“ und „A Question of Lust“ und beweist, dass er selbst die Stimme der Band sein kann.
Die zahlreichen Drogenskandale um Sänger Gahan und Besetzungswechsel über die Jahre scheinen der Beliebtheit bei den Fans keinen Abbruch getan zu haben. Selbst das für 22 Uhr angekündigte Höhenfeuerwerk der benachbarten Kleinmesse am Cottaweg wurde bei den röhrenden Bässen zur Nebensache.
Dave Gahan bei der Global Spirit Tour von Depeche Mode in Leipzig: Sänger gibt alles
Schweißgebadet, aber stets fröhlich lächelnd strahlten Gahan und seine Bandkollegen über die meterhohen Leinwände. Dabei immer ein nettes Wort für die Live-Besetzung an Keyboard und Schlagzeug, den Briten Peter Gordeno und den Österreicher Christian Eigner, übrig.
Der Einheitslook ist schwarz, wie sich am Samstag zeigt. Gahan macht mit schwarzer Glitzer-Hose, ärmelloser Satin-Weste und Oberlippenbärtchen deutlich, dass man nicht mit der Mode gehen muss, um Idol für ganze Generationen zu sein. Einst Teenie-Schwarm, löst der heute 55-Jährige auch jetzt mit einem vor der Bühnenkamera demonstrativen beherzten Zupacken im Schritt Jubelschreie unter den weiblichen Fans aus.
Das Düstere und Geheimnisvolle, das die Band und deren Musik umgibt, spiegelt sich auch in der Kleidung der Fans wider. Nietengürtel stehen auf der Verbotsliste des Veranstalters, hätten das Outfit des einen oder anderen aber wahrscheinlich komplettiert. Männer mit dunkel geschminkten Augen und Irokesenfrisur, Frauen mit bunt gefärbten Haaren und bunt tätowierter Haut. Der rebellische Geist der linksorientierten 80er-Bewegungen schwingt noch immer mit.
Global Spirit Tour von Depeche Mode in Leipzig: Stau bei Getränken und bei Abreise
An- und Abreise der 70 000 Fans waren für Konzertveranstalter und Leipziger Verkehrsbetriebe Akkordarbeit. Waren beim Einlass keine langen Wartezeiten von Nöten, sorgten die stockende Getränkeversorgung und die unübersichtlichen Massenabwanderungen nach Konzertende für Unmut bei den Fans.
Trotz 30 Grad-Hitze war das Mitnehmen von Getränken in diesem Jahr komplett untersagt. Etwa 600 Security-Mitarbeiter waren auf dem Gelände im Einsatz, um die verschärften Auflagen bei Taschengröße und -inhalt zu kontrollieren.
Die Leipziger Verkehrsbetriebe setzten an der Haltestelle am Waldplatz zwei Mitarbeiter ein, die per Mikrofon Fahrtrichtungen ansagten und Konzertbesuchern Auskünfte erteilten. Trotz großer Bemühungen und zweier zusätzlicher eingesetzter Tram-Linien war das Verkehrsaufkommen bei der Abreise jedoch nur schwer zu bewältigen.
Vor allem Bahnen in Richtung Hauptbahnhof hielten im Fünf-Minuten-Takt. Diese waren jedoch so dicht gefüllt, dass am Waldplatz in den ersten 45 Minuten nach Konzertende so gut wie kein Zustieg möglich war.
Bereits seit 10 Uhr am Samstag waren die Zufahrtsstraßen um das Festgelände weiträumig gesperrt. Bei der Abreise am Abend ignorierten einige Autofahrer diese Sperrungen jedoch und riskierten Zusammenstöße mit den auf den Straßen davonziehenden Fußgängern. „Größere Unfälle sind uns bisher glücklicherweise nicht gemeldet worden“, sagte Piere Gehrmann vom Veranstalter Mawi Concert am späten Samstagabend.
32 Konzerte in 21 Ländern sind für die „Global Spirits-Tour“ angesetzt. Am 7. Juni werden Depeche Mode auf dem Gelände des Dresdner Ostrageheges zu sehen sein. Es sind noch Karten im Vorverkauf erhältlich. (mz)