Crossover von Manu Delago Crossover von Manu Delago: Der Klang des Hang

halle (saale) - Das Ding heißt Hang und sein Plural Hanghang. Es handelt sich um ein Musikinstrument, das aber so wenig aus dem fernen Osten stammt wie sein zunächst asiatisch anmutender Name. Das Hang wurde in der Schweiz erfunden, und zwar erst vor 15 Jahren in Bern. Benannt wurde das aus zwei Metallhalbschalen gefügte Instrument von seinen Erfindern Felix Rohner und Sabina Schärer nach dem Mundartbegriff für „Hand“, und der lautet im Berner Deutsch eben „Hang“.
Gespielt wird es mit der ganzen Hand, aber nicht mit Schlägeln. Das ist der wesentliche Unterschied zu den aus der Karibik stammenden und konkav geformten Steel Drums. Der Klang des konvex geformten Hang ist den in Trinidad erfundenen Stahltrommeln ähnlich, das Klangbild aber weicher und wärmer. Die obere Halbschale des Hang wird Ding-Seite genannt, weil sich dort die Klangzone (Ding) befindet. Die untere Halbschale wiederum ist die Gu-Seite, benannt nach der runden Resonanzöffnung (Gu). Ein Virtuose auf dem Hang ist der aus Innsbruck stammende und in London lebende Musiker Manu Delago. Bekannt wurde er durch sein Hang-Solo „Mono Desire“, das bei Youtube fünf Millionen Mal geklickt worden sein soll. In diesem Video kann man erleben, welch faszinierend-facettenreiche Töne man dieser an ein Miniatur-Ufo aus einem Science-Fiction-Film der 50er Jahre erinnernden Klangschale entlocken kann. Und diese Klangfülle bettet der studierte Jazz-Schlagzeuger auch ein in sein soeben erschienenes Album „Silver Kobalt“ (Tru Toughts Records). Das zehn Stücke umfassende Werk ist eine großartige Mischung aus experimentellem Pop und detailverliebter Elektronik. Mit Isa Kurz und Katie Noonan hat er auch zwei Sängerinnen um sich, die über ein wundervolles Timbre verfügen. Letztere singt auch im neunten Stück, dem Hit „Dearest“, allein zu den Klängen von Delagos Hang. Das Album mündet anschließend mit „Almost Thirty“ in ein Instrumentalstück, das ein sich langsam steigerndes Hang-Ambient-Techno-Feuerwerk abbrennt. Nachdem das farbenreich gezündet und verklungen ist, sind noch ein paar Akkordeon-Töne zu vernehmen. Eines von vielen Instrumenten, die Delago ab seinem zweiten Lebensjahr zu spielen gelernt hat.
Dem Erwerb eines Hang waren vom Hersteller enge Grenzen gesetzt. Ein solches Instrument nur kaufen zu wollen, reichte nicht aus. Man musste begründen, warum man ein Hang spielen wollte. Die Vergangenheitsform deshalb, weil das Hang inzwischen vom Gubal abgelöst wurde. Das ist die neueste Entwicklung des Duos Rohner/Schärer. Ihren strengen Vorgaben folgend, stellt die Manufaktur seit Einführung des Gubal keine Hanghang mehr her. Manu Delago, der auch Gastmusiker bei Björk, Anoushka Shankar und dem Cinematic Orchestra ist, hat ein Händchen für das Hang. Und, wer weiß, vielleicht auch bald für das Gubal. (mz)
Mehr zu Manu Delago unter: www.manudelago.com