Coldplay begeistern in Hannover
Hannover/dpa. - Walzerklänge im Fußballstadion hört man eher selten - am Dienstagabend bringen sie rund 40 000 Musikfans in Hannover dazu, im Rhythmus die Arme zu schwenken und den Dreiviertel-Takt mit zu klatschen.
Dann kommen sie endlich: Die vier Jungs der britischen Band Coldplay springen auf die Bühne und das Publikum im Stadion jubelt.
Schon die ersten Töne von «Viva la vida» lösen im Stadionrund der AWD-Arena begeisterte Schreie und Applausstürme aus. Das entsprechende Gänsehautgefühl gibt es gratis obendrauf. Sentimentaler Pop, gemischt mit krachenden Rockelementen - das ist das Rezept der Band. Auch wenn Kritiker den Briten vorwerfen, nur seichte Mainstream-Musik zu produzieren, so gibt ihnen der Erfolg letztlich doch recht. Die eingängigen Melodien der hymnenartigen Rocksongs und sanften Balladen kommen an.
Das Konzert in Hannover war der Start einer kleinen Sommertour durch Deutschland, die eine Fortsetzung der im vergangenen Herbst gestarteten «Viva la vida»-Tour ist. Für die drei Zusatzkonzerte in Hannover, Düsseldorf (Donnerstag) und München (Samstag) hat die Band die Hallen jedoch gegen große Freiluft-Bühnen getauscht. Ansonsten hat sich im Vergleich zur Hallentour nicht viel geändert am Programm.
Souverän routiniert und dennoch mit Spielfreude machen die Coldplay-Musiker ihrem Ruf als Stadionrocker alle Ehre. Die riesigen, den gesamten Bühnenhintergrund ausfüllenden Videoleinwände dominieren die Show und machen das Konzert auch für die Fans in den hinteren Reihen zu einem visuellen Erlebnis. In der fast ausverkauften Arena hören die Fans aber nicht nur die Lieder des neuen und bislang erfolgreichsten Albums. Auch Ohrwürmer wie «Yellow», «Hardest part» oder «Fix you» erklingen dort, wo sonst die Fußballer von Hannover 96 den Ball übers Feld jagen.
Coldplay, die bereits mit vier Studioalben auf dem Musikmarkt sind, fühlen sich eigentlich vornehmlich von der schottischen Band Travis beeinflusst. Nichtsdestotrotz gibt es am Dienstag in Hannover auch eine Hommage an den kürzlich gestorbenen «King of Pop» Michael Jackson. Umringt von tausenden, leuchtenden Mobiltelefonen erklingt «Billy Jean». Die Jackson-typischen Töne trifft Chris Martin mit seiner hohen Stimme beinahe perfekt.
Ein besonderes Bonbon erwartet die Fans am Ende des zweistündigen Konzerts: Mit den letzten Tönen bahnt sich fontänenartig ein knallbuntes Feuerwerk den Weg in den Nachthimmel über Hannover und erhellt das Stadion-Innere. Damit nutzt die Band in letzter Minute doch noch die Chance, das Open-Air-Konzert zumindest ein bisschen von der Hallen-Herbsttour abzusetzen.